Nirgends leben Führungskräfte so gut wie in der Schweiz. Die 19 höchstbezahlten Verwaltungsratspräsidenten Europas stehen Schweizer Unternehmen vor. Das zeigt die «Bilanz» in Zusammenarbeit mit den Beratungsunternehmen zRating und HKP auf.
Spitzenreiter ist Lindt & Sprüngli-Präsident Ernst Tanner mit rund 6,5 Millionen Franken, es folgen Christoph Franz von Roche und Axel A. Weber von der UBS mit jeweils 6,4 Millionen. Erst auf Rang 20 folgt mit Axa-Präsident Denis Duverne der erste Vertreter, der keinen Schweizer Konzern lenkt.
Kritik kommt auf
In der «Bilanz» kritisiert Ex-Roche-Chef Franz Humer diese hohen Bezüge: «Ich weiss nicht, warum sich die Vergütung in der Schweiz auf diesem Niveau eingependelt hat.» Humer spricht von «paradiesischen Zuständen».
Doch es sind nicht nur die Saläre, die das Schweizer VR-Präsidenten-Dasein so behaglich machen. Auch bei den Vorschriften ist die Schweiz erstaunlich lasch. So dürfen sie noch immer vom CEO- auf den VR-Sessel wechseln, und es gibt keine Amtszeitbeschränkungen. Humer: «In England sind maximal zehn Jahre erlaubt. Das sollten wir auch in der Schweiz einführen.» Mit der Minder-Initiative hat sich die Schweiz zwar eines der detailliertesten Vergütungsregelwerke der Welt auferlegt, doch es regelt vor allem die Bezahlung von CEO und Konzernleitung.
Warum ändern, was gut läuft?
Im Windschatten neuer Regeln bewegen sich die Verwaltungsratspräsidenten noch immer in einem schwach regulierten Raum. Als Leitplanken dienen das Aktienrecht und zusätzlich der 2002 vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse erlassene «Swiss Code of Best Practice». Dieser wurde erst vor vier Jahren revidiert, wirkt aber dennoch verstaubt.
Der Druck auf die Schweizer Vergütungen dürfte denn auch nur langsam steigen – für die Grossinvestoren sind die Präsidentensaläre nur ein Randproblem. Und eine Regelwerkverschärfung will derzeit in der Schweiz niemand. (zas)