Die Anlage rund um das historische Hotel Sonnenberg in Seelisberg UR hoch über der Rütliwiese soll wieder Touristen beherbergen. Eine Immobilienfirma plant, dazu 200 Millionen Franken zu investieren. Vom Geist der Yogis, die dort seit über 50 Jahren meditieren, dürfte dann nicht mehr viel zu spüren sein.
Zwei Männer schaufeln an diesem Donnerstagmorgen den Schnee vor dem einstigen Hotel Sonnenberg. Unter dem sanften Blick von Maharishi Mahesh Yogi, der von einem Poster hinter der Glasscheibe im Foyer lächelt, räumen sie Parkplätze und Passagen frei für die Besucher, die heute in Seelisberg erwartet werden.
Schmuckstück hoch über dem Urnersee
Die Immobilienfirma Halter AG hat zur Medienorientierung geladen, der Aufmarsch ist beachtlich. Es geht gemäss Einladung um nicht weniger als die «Revitalisierung» der 150-jährigen Hotelanlage, die Halter den Yogis abkaufen, sanieren und ausbauen will. Mit der Firma Halter hat der Komplex endlich einen solventen Investor gefunden.
Rund 50'000 Quadratmeter sind es und ein halbes Dutzend Gebäude, von denen das denkmalgeschützte Hotel Sonnenberg das Schmuckstück ist. Oder zumindest einmal war.
Die Anlage hoch über dem Urnersee wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Hotel betrieben. International leuchtete sie in den 1970er-Jahren noch einmal auf, als die Bewegung um Maharishi das Anwesen erwarb und der populäre Guru, dem damals etwa die Beatles vertrauten, von hier aus seine weltweite Bewegung leitete, die für das «yogische Fliegen» bekannt wurde.
150 Hotelzimmer und 30 Wohnungen
In den 1980er-Jahren flog der Guru aus, es blieben einige seiner Anhänger, die man im Dorf bloss «die Yogis» nennt. Heute leben und meditieren in den 75 Zimmern des ehemaligen Hotels noch etwa 20 Personen. Der rote Läufer im Foyer, die Händetrockner in der Toilette, die tiefen Samtsessel im grossen Versammlungssaal, sie scheinen wie aus der Zeit gefallen.
Innen wie aussen blättert ab, was blättern kann. 200 Millionen Franken will die Halter AG in die «Revitalisierung» investieren. Das Hotel soll auf 150 Zimmer und 30 Apartments ausgebaut werden.
Um die Investitionen finanzieren zu können, sei zudem «ein relevanter Teil» an Wohnnutzung nötig, sagt Projektleiter Robin Neuhaus. Wie viele Wohnungen es am Ende sein werden, hänge von der Positionierung des Hotels ab. Dieses werde nicht im Premium-Segment angesiedelt werden. Ob das benachbarte Hotel Kulm, das aus dem Denkmalschutz entlassen wurde, stehen bleibt, ist noch offen.
Yogis dürfen noch drei Jahre bleiben
Der Zeitpunkt für das Projekt nach der Pandemie sei optimal, der Tourismus blühe auf, sagt Neuhaus. Vor fünf Jahren war Halter erstmals auf das Objekt aufmerksam geworden. Letztes Jahr seien die Verhandlungen dann konkreter geworden, erklärt Neuhaus. Auch der Kaufpreis habe eine Rolle gespielt. Über diesen wurde jedoch Stillschweigen vereinbart.
Vorerst gibt es erst einen Kaufrechtsvertrag, wie Felix Kägi, der die Bewegung Transzendentale Meditation vertritt, ausführt. Die Yogis dürften noch drei Jahre in Seelisberg bleiben. Die Bewegung hat in Holland einen grossen Campus.
Für Seelisberg mit seinen gut 700 Seelen sei das Projekt «ein Meilenstein», sagt Gemeindepräsidentin Judith Durrer. Die Yogis lebten hier für sich. Vom Hotel erhoffe man sich einen Mehrwert für das Dorf, etwa Arbeitsplätze. Sie weist gleichzeitig darauf hin, dass Seelisberg aktuell zu viele Zweitwohnungen habe.
Lob fürs Halter-Projekt
Vom Ausblick aus seinem Zimmer schwärmt Otto Odermatt. Der 76-Jährige und seine Frau Maria leiten das Meditationszentrum. Wo sie dereinst leben werden, wüssten sie noch nicht. «Aber dank Halter gibt es ja Wohnungen», sagt Odermatt. Er lobt die Vision der Immobilienfirma, die Geist und Seele des Orts erhalten wolle.
Deren Chef, Markus Mettler, sagt dazu: «Wir sind nicht hier, um Yogis Geist zu erhalten.» Die Anlage sei 50 Jahre lang eine Insel gewesen, nun solle sich Seelisberg touristisch weiterentwickeln, so die Vision.
Die Yogis werden dann nur noch eine Episode in der langen Geschichte des Hotels sein. (SDA/shq)