Immobilien wie die Villa Wolfensberg gehen normalerweise unter der Hand weg. Diesmal aber hält sich das Interesse offenbar in engsten Grenzen. Denn: Drei Monate lang war der Familiensitz der Winterthurer Unternehmerfamilie Erb sogar im Internet zum Verkauf ausgeschrieben. Für 2'950'000 Franken.
Doch jetzt ist das Inserat gelöscht worden. Hat man für die Villa doch noch einen potenten Käufer gefunden? Verschiedene Hündeler und Spaziergänger aus dem Quartier haben in den letzten Tagen und Wochen immer wieder zwei französische Limousinen vor dem Anwesen gesehen. Geht die geschichtsträchtige Villa an einen französischen Investor? Was hat er damit vor? Fragen, nichts als Fragen.
Martin Wenk, Abteilungsleiter des Konkursamtes des Kantons Thurgau, gibt sich wortkarg. Fragen von BLICK will er keine beantworten. «Wir können zur Zeit zum Verkauf der Villa Wolfensberg keine weiteren Auskünfte erteilen und werden zur gegebenen Zeit gerne wieder informieren», heisst es trocken. Ein Dementi tönt anders.
13 Zimmer, Pool und eigene Kegelbahn
Die Eckdaten: 6000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 13 Zimmer, Swimmingpool und eine eigene Kegelbahn. Dazu ein wunderbar verwunschener Park, der im Inventar der schutzwürdigen Gärten steht. Sturm Burglind hat ihm allerdings zünftig zugesetzt. Ein Schnäppchen also für eine Villa dieser Grössenordnung?
Nur bedingt: Das Haus steht seit dem Tod von Patron Hugo Erb (†88) im Jahr 2003 leer. Und ist sanierungsbedürftig. Zum letzten Mal wurde die Villa 1956 umgebaut. Insider gehen davon aus, dass allein die Erneuerung des maroden Anschlusses an die Wasserversorgung Unsummen verschlingen würde.
Villa darf abgerissen werden
Ein potenzieller Käufer dürfte also vor allem am Grundstück interessiert sein und die Villa Wolfensberg abreissen lassen. Das ist nämlich möglich. Im Gegensatz zum Garten ist das Haus selber nicht unter Schutz gestellt. Das Konkursamt Thurgau, das die Vermögenswerte Erbs verwertet, hatte in weiser Voraussicht ein Gesuch um eine Abbruchbewilligung der historischen Villa gestellt.
Das Anwesen hoch über Winterthur hat eine bewegte Vergangenheit. Erbaut wurde es 1937 von Kurt Schoellhorn (†72 ), Spross der Haldengut-Brauerei-Dynastie. Rolf Erb hatte die Villa, in der er zusammen mit seinen beiden Brüdern aufgewachsen ist, im Jahr nach der Pleite des Firmen-Imperiums an seine damals einjährigen Zwillinge überschrieben. Ohne Erfolg.
Schloss Salenstein noch immer nicht verkauft
Noch immer wird auch ein Käufer für das Schloss Eugensberg in Salenstein TG hoch über dem Bodensee gesucht. Das Anwesen mit Baujahr 1819 soll laut Experten für 30 Millionen Franken verkauft werden. Der Erlös kommt den Gläubigern der konkursiten Erb-Gruppe zugute. Laut der «Thurgauer Zeitung» beginnt der Verkauf Anfang April.
Im September 2017 dann wurde die Schlosshof Immobilien AG verkauft – Preis geheim. Herzstück der Immobilienfirma der Familie Erb ist das markante Zentrum Töss an der Zürcherstrasse in Winterthur mit Einkaufszentrum, Restaurants, einem Hotel und Dutzenden Wohnung. Auch es ist in einem schlechten Zustand.
Bereits im Sommer 2017 wurde Rolf Erbs Oldtimersammlung versteigert. Zwölf Klassiker aus dem Besitz von Rolf Erb wurden in Belgien zu Geld gemacht. Ein Mercedes 300 SL fand für über eine Million Franken einen neuen Besitzer. Die komplette Sammlung erzielte einen Erlös von 2,2 Millionen.
Kurz vor Haftantritt gestorben
2003 ging das undurchsichtige Imperium der Erbs Konkurs. Die Gruppe hinterliess über sechs Milliarden Franken Schulden. Hinter dem Konkurs der Swissair ist das bis heute die zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz.
Am 8. April 2017 wurde Milliarden-Pleitier Rolf Erb von seiner Lebenspartnerin im Schloss tot aufgefunden. Er starb laut Obduktionsbericht an Herzversagen – als gebrochener Mann. Nur wenige Tage später hätte der Winterthurer wegen Betrugs und Urkundenfälschung sieben Jahre in den Knast müssen. Gegen dieses Verdikt hat er sich jahrelang mit allen Mitteln gewehrt.