1,7-Milliarden-Minus
Genua-Katastrophe reisst Loch in Benetton-Vermögen

Dem Benetton-Clan wird nach dem Tod von 43 Menschen in Genua nicht nur Profitgier auf Kosten der Sicherheit vorgeworfen. Der Clan ist nun auch mit einer Wertminderung in Milliardenhöhe konfrontiert.
Publiziert: 21.08.2018 um 16:41 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:19 Uhr
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Einfach weg: der Todesabschnitt der Morandi-Brücke.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Die lukrativste Beteiligung der Benetton-Gruppe hat nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua massiv an Wert verloren. Die Benettons halten ein Drittel am Infrastrukturkonzern Atlantia, der seinerseits rund 90 Prozent an Autostrade per l'Italia besitzt, dem Autobahnbetreiber der eingestürzten Brücke.

Nachdem die italienische Regierung Atlantia letzte Woche drohte, die Konzession für den Autobahnbetrieb zu entziehen, sank die Atlantia-Aktie auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Heute Dienstag wurde das Aktienkapital noch bei 15,2 Milliarden Euro bewertet, 25 Prozent weniger als vor der Brückenkatastrophe. Gemäss Bloomberg verlor die Benetton-Beteiligung damit 1,7 Milliarden Euro an Wert.

Benetton-Clan am Pranger

Der italienische Premierminister Giuseppe Conte erhöhte darauf den Druck auf Atlantia erneut. Gegenüber «Corriere della Sera» sagte er, dass die 500 Millionen Euro, die der Konzern für Nothilfe angeboten habe, bescheiden seien und um das Vier- bis Fünffache erhöht werden müssten.

Italiens Regierungsparteien untersuchen die private Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia näher. Der Benetton-Clan geriet die letzten Tage regelrecht in Verruf. Die Populisten kritisierten, das Unternehmen habe von den Milliardeneinnahmen aus dem Autobahngeschäft profitiert, aber zu wenig in Unterhalt und Sicherheit investiert.

Schulden sprechen gegen Verstaatlichung

Ob es tatsächlich zu einer Verstaatlichung von Autostrade per l’Italia kommt, ist allerdings fraglich. Denn Autostrade per l’Italia ist mit 9,4 Milliarden Euro hoch verschuldet.

Gemäss Bloomberg berät der Verwaltungsrat von Autostrade heute über die Nothilfe und den Wiederaufbau der Brücke. Morgen Mittwoch steht eine Verwaltungsratssitzung von Atlantia zu denselben Traktanden an.

Die vier Benetton-Geschwister hatten die Benetton-Gruppe 1965 gegründet. Über die Jahre kauften sie nicht nur Anteile am Infrastrukturkonzern Atlantia, sondern bauten sich mit Grossinvestitionen in der Telekom-, Immobilien-, Gastro-, Bank- und Agrarbranche einen Mischkonzern auf. So ist die Gruppe unter anderem an Autogrill, Mediobanca und Cellnex Telecom beteiligt.

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