Seitdem die Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs aufgeben hat, sei der Franken rund 25 Prozent überbewertet, so der Gewerkschaftsbund. Der SNB-Entscheid drohe deshalb «zur grössten wirtschaftspolitischen Fehlleistung der letzten Jahrzehnte zu werden».
Die SNB und auch der Bundesrat müssten verhindern, dass ganze Industrien und Wirtschaftszweige mit Zehntausenden von Arbeitsplätzen der sehr stark überbewerteten Währung geopfert würden.
Von der Nationalbank fordert der SGB, den Franken wieder «auf ein tragbares Niveau zu bringen, das die Löhne und die Arbeitsplätze schützt». Das wirksamste Instrument sei ein expliziter Mindestkurs oder ein ausdrückliches Kursziel - bei Bedarf ergänzt durch Negativzinsen oder notfalls Einschränkungen des Frankenhandels. Als «fair» bezeichnet SGB-Chefökonom Daniel Lampart einen Eurokurs von 1.30 Franken.
Der Bundesrat müsse jetzt klare Zeichen geben, dass in der Schweiz Schweizer Löhne bezahlt werden müssen – und Eurolöhne illegal seien. «Eurolöhne für Grenzgänger drücken auf die Löhne aller Beschäftigten und öffnen dem Lohndumping Tür und Tor», sagte Vania Alleva, Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbunds. Die zahlreichen Ankündigungen von Firmen, die Löhne zu senken, seien Gift für die Volkswirtschaft.
Der Lohn mache nur 20 Prozent der Gesamtkosten aus. Somit könnten mit Lohnsenkungen in der Industrie kaum Kosten gespart werden. Auch Arbeitszeitverlängerungen seien kein taugliches Mittel - die Arbeitszeit gehöre in der Schweiz schon heute zu den längsten in Europa.
Die Gewerkschaften attackieren auch die «Währungskrisen-Gewinner», die unter dem Vorwand der starken Franken-Überbewertung versuchen, auf dem Buckel der breiten Bevölkerung ihre neoliberalen Wunschprogramme und den Abbau sozialer Errungenschaften durchzusetzen. (nmz)