Die Konten sind leer, die Verantwortlichen untergetaucht. Kein Mensch weiss, wo die 1,1 Milliarden Franken sind, die rund 29'000 Investoren in China der API Premiere Swiss Trust AG anvertraut haben.
Diese hatte den chinesischen Kunden einen monatlichen Zins von 10 Prozent durch Handel mit Währungen versprochen, wie «Bloomberg» schreibt.
Inzwischen protestierten einige von ihnen in Hongkong und Peking auf der Strasse oder reisten in die Schweiz, um sich Gehör zu verschaffen.
Sie versuchten es beim vermeintlichen Hauptsitz der API in Genf, wo sie niemand empfing und sie versuchten es in der chinesischen Botschaft und bei der Finanzmarktaufsicht Finma in Bern und Zürich. «Niemand konnte uns die ganze Geschichte erzählen», klagt Investor Chen Biya (43).
Vertrauen in Finanzplatz Schweiz erschüttert
Immerhin hat die Staatsanwaltschaft in Genf eine Untersuchung gegen die API und die ihr angegliederte Alpen Asset Management Trust Sarl eingeleitet.
Das Gleiche hat die Finma getan, nachdem sie die beiden Firmen im Januar auf eine Warnliste setzte – zehn Tage, nachdem erste Investoren entdeckten, dass ihre Konten plötzlich leer waren. Laut Finma sind die Firmen «hoch verschuldet».
«Bloomberg» hat erfolglos bei den Firmen um eine Stellungnahme gebeten.
Was die Chinesen besonders empört: Ihr Vertrauen in den sicheren Bankenplatz Schweiz wurde auf üble Weise missbraucht. «Die Schweiz ist berühmt für ihre Finanz-Industrie. Sie sollte doch die beste und sicherste der Welt sein», sagt die Wittwe Han Mingyun (65), die umgerechnet 42'000 Franken verloren hat.
Hauptsächlich aus dem Ausland agiert
Für die Finma ist klar, dass der Fall Konsequenzen für die Schweizer Finanzbranche im viel versprechenden asiatischen Markt haben wird? «Beide Firmen benutzten ihr Schweizer Image, um neue Kunden anzulocken, während sie jedoch hauptsächlich aus dem Ausland agierten», sagt Finma-Sprecher Vinzenz Mathys. «Zusammen mit den Verlusten der Kontoinhaber hat dies einen negativen Einfluss auf den guten Ruf des Schweizer Finanzmarkts.»
Finma-Chef Mark Branson versucht, den Schaden für den Finanzplatz zu vermindern: «Wo ein Finanzzentrum ist, werden die Leute stets versuchen, dies für sich auszunutzen.»
Branson wird dies nicht ohne Ironie gesagt haben. Schliesslich verweisen Finanzexperten rund um den Globus regelmässig darauf hin, dass zweistellige Zinsversprechen mit sehr hohen Risiken verbunden sind. (alp)