007 auf brasilianisch
Soldat späht Linke auf Tinder aus

In Brasilien ist ein Spion aufgeflogen, der mit der Dating-App Tinder nach Regierungskritikern suchte. Jetzt ermitteln die Behörden.
Publiziert: 11.10.2016 um 19:25 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:16 Uhr
Tinder ist eine beliebte Dating-App.
Foto: Tsering Topgyal

Reinfälle gehören auf der Dating-App Tinder zur Tagesordnung. Doch dieser Reinfall hat es in sich: Balta Nunes (37) entpuppte sich nicht als schlechter Liebhaber, sondern als Spion. 

Doch der Reihe nach: Auf der Dating-Plattform Tinder gab der Brasilianer an, eine Beziehung zu suchen. Aber nicht mit irgendjemandem. Nunes Partnerin sollte stramm links sein. Um die richtigen Frauen anzusprechen, schmückte er sein Profil mit Sprüchen von Karl Marx.

Wuschelhaar, Bart und Brille: Balta Nunes machte auf freundlich.
Foto: http://brasil.elpais.com/
Auch in anderen sozialen Netzwerken war Nunes unterwegs. Etwa auf Facebook oder in WhatsApp-Gruppen. Er verabredete sich mit Landsleuten zu Protesten und gab sich regierungskritisch.

Gemäss dem «Spiegel» wurde Nunes im September zusammen mit 26 Brasilianern festgenommen – kurz vor angekündigten Protesten. Dabei flog er auf: Der Mittdreissiger wurde auf eine andere Polizeistation gebracht als seine angeblichen Mitstreiter – und wieder freigelassen. 

Wie seine vermeintlichen Verbündeten rausfinden mussten, gab es keinen Balta Nunes. Sein echter Name ist Willian Pina Botelho – ein Soldat, der laut brasilianischen Medien seit 2013 im Bereich der militärischen Aufklärung arbeitet. Er war auch derjenige, der die Behörden zum Ort führte, wo sich die Gruppe befand. 

Ermittlungen laufen

Mittlerweile wird gegen den Tinder-Spion ermittelt. Doch bisher will sich kein Ministerium zu seinem Auftrag äussern. Dass Botelho ohne Auftrag spionierte, ist aber unwahrscheinlich. 

Das Militär rechtfertigt die Verhaftung damit, dass die Menschen gewaltbereit und wie eine kriminelle Gruppe ausgesehen hätten. Allerdings war keiner der Verhafteten vorbestraft. Sie besassen auch keine Verbindungen zu gewaltbereiten Gruppen oder Parteien. 

Dass Regierungskritiker digital überwacht werden, ist in Brasilien ein alter Hut. Bereits unter der früheren Präsidentin Dilma Rousseff hat die Überwachung massiv zugenommen. Zudem gehen die Sicherheitskräfte generell seit den Massenprotesten gegen die Fussball-WM 2013 immer wieder hart gegen Protestierende vor. (bam)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.