Die Badis von Genf bis Zürich und von Schaffhausen bis Luzern sind voll. Im Berner Marzili etwa stehen die Menschen Schlange, wie der Stellvertretende Anlagechef Martin König sagt. «An der Aare gibt es einen regelrechten Tatzelwurm», beschreibt König die Lage. Bis am Abend dürften um die 9500 bis 10'000 Menschen das Berner Bad mit Gratiseintritt besucht haben.
Den heutigen Hitze-Rekord der Schweiz schreibt bisher Beringen SH. Wie der Wetterdienst Meteonews auf seiner Homepage schreibt, kletterte das Quecksilber dort auf 38,2 Grad! An zweiter Stelle steht Ramsen SH mit 38 Grad. Platz drei im Hitze-Ranking geht am späten Nachmittag an Liestal BL mit 37,7 Grad.
Die Flusstemperatur der Aare liegt in Bern mittlerweile bei 22,5 Grad. Auf 22 Grad brachte es der Vierwaldstättersee im Luzerner Lido. Dort war es so voll, dass es zeitweise keine Sonnenschirme oder Stühle mehr gab. Der Rhein kühlte mit 21,5 Grad in Schaffhausen noch etwas besser: 800 bis 900 Personen waren allein in der Rhybadi anzutreffen.
Auch im Zürcher Flussbad Oberer Letten tummelten sich die Leute in der Limmat - bei angenehmen 23 Grad. Mindestens 3500 Leute dürften am Samstag dort die Abkühlung gesucht haben, wie Betriebsleiter Adrian Kehl sagte. Auf der anderen Flussseite am öffentlich zugängigen Ufer dürften es noch einmal so viele gewesen sein.
In der Westschweiz zog es die Bevölkerung ebenso ins kühle Nass. Das Schwimmbad Bellerive in Lausanne platzte aus allen Nähten. Etwas weniger Andrang als üblich gab es in Genf, wo die Lake Parade stattfand.
Das Hoch Annelie beschert der Schweiz seit fünf Tagen in Folge Temperaturen über 30 Grad. Sogar nachts gibt es kaum Abkühlung. Auch von Freitag auf Samstag gab es eine Tropennacht mit verbreitet über 20 Grad, an manchen Orten sanken die Temperaturen nicht einmal unter 25 Grad.
Im Bleniotal und im Misox GR entluden sich in der Nacht starke Gewitter. Im Gebiet Val de Gervan in Mesocco staute sich nach heftigen Niederschlägen und einem Erdrutsch ein Bach. Nach dem Bruch dieses natürlichen Dammes richteten die Wassermassen im Dorf grosse Schäden an. Eine Fussgängerbrücke und Strommasten wurden weggerissen. Menschen wurden nicht verletzt.
Störungen gab es auch im öffentlichen Verkehr. Wegen einer Stellwerkstörung im Bahnhof Palézieux VD war der Bahnverkehr zwischen Freiburg und Lausanne am Samstagmorgen zeitweise eingeschränkt. Ob die Störung mit der Hitzewelle in Zusammenhang stand, konnte die SBB nicht sagen.
Zu schaffen machte die Hitze den Basler Bussen und Trams. So überhitzte am Freitag bei mehreren Bussen der Motor, bei Trams war der Kompressor anfällig. Ausserdem fielen vereinzelt Klimaanlagen aus, wie die Basler Verkehrsbetriebe mitteilten.
In weiten Teilen des Mittellandes lagen die Ozonwerte auch am Samstag über dem Grenzwert. Am Freitag hatten die kantonalen Umweltdirektoren die Bevölkerung aufgerufen, vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, um Luftschadstoffe zu verringern.
Für Teile des Kantons Wallis, die Region nördlich des Thuner- und Brienzersees sowie das Haslital und für die Bielerseeregion bis in den Kanton Solothurn hinein gilt nach wie vor grosse Waldbrandgefahr. Grillfeuer darf daher nur in fest eingerichteten Feuerstellen und mit grösster Vorsicht entfacht werden.
Die Hitze dürfte uns noch bis Dienstag erhalten bleiben. In der Nacht auf Mittwoch kündigen sich verbreitet heftige Gewitter an, wie MeteoSchweiz mitteilt. Danach wird es sonnig, aber nicht mehr so heiss. (SDA/noo)