In der zweiten «Bestatter»-Folge kommt es heute Abend zur Premiere: Erstmals in der Geschichte der SRF-Hitserie kommt ein gleichgeschlechtliches Elternpaar vor. Noch immer eine Seltenheit im Schweizer TV!
Nachdem Clown Pavel in einem Varieté tot zusammenbricht, geraten diverse Mitglieder des Ensembles unter Verdacht. Haben Messerwerferin Roxana (Martina Binz) und Tänzerin Valerie (Claudia Winfield) etwas mit dem Tod des Clowns zu tun? Gemeinsam haben die beiden Frauen eine Tochter: Die kleine Luna (Luna Paiano) tritt als Nachwuchsclownin in der Show auf.
«Wir wollen auch ein Spiegel der Realität sein»
Dass der Krimi-Hit auch eine Regenbogenfamilie vorkommen lässt, ist durchaus als Zeichen zu verstehen, erklärt Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion. «‹Der Bestatter› ist zwar Fiktion, aber wir wollen auch ein Spiegel der Realität sein. Ein Spiegel der Schweiz im Jahr 2017, wo gleichgeschlechtliche Elternpaare mehr und mehr selbstverständlich sind», so Fitze.
Die fünfte Staffel der Sendung setze sich unter anderem auch mit verschiedenen Facetten von Elternschaft auseinander, etwa mit Tobias Hefti (Ralph Gassmann), dem Vater, der sein Kind verloren hat. «Insofern ging es uns mit dem gleichgeschlechtlichen Paar auch um eine Variation.»
Zeigt das SRF künftig in Filmen und Serien vermehrt gleichgeschlechtliche Elternpaare? «Auch mit unseren Spielfilmen und Serien zeigen wir die Schweiz so, wie sie sich im Jahr 2017 präsentiert. In unserem Alltag gibt es mehr und mehr gleichgeschlechtliche Elternpaare. Dem wollen wir auch in unseren fiktionalen Produktionen Rechnung tragen.»
Regenbogenfamilien «im Mainstream» angekommen
Der Dachverband Regenbogenfamilien, der Anliegen und Interessen von Regenbogenfamilien in der Schweiz vertritt, findet es vorbildlich, dass in der neuen «Bestatter»-Folge ein gleichgeschlechtliches Elternpaar vorkommt. «Es ist eine wichtige Entwicklung, denn sie zeigt, dass Regenbogenfamilien ein Teil der gelebten Familienvielfalt der Schweiz sind, die nicht nur in der politischen Berichterstattung, sondern auch in den Unterhaltungsmedien reflektiert werden soll», erklärt Geschäftsführerin Maria von Känel.
«Eigentlich ist es höchste Zeit, dass auch das Schweizer Fernsehen unsere Familien zur Kenntnis nimmt. Die Tatsache, dass ‹Der Bestatter› Regenbogenfamilien in die Sendung integriert, ist ein Zeichen, dass wir im Mainstream angekommen sind», sagt von Känel.
Doch warum sind gleichgeschlechtliche Elternpaare vor allem im Schweizer TV noch immer eine Seltenheit? «Obwohl es Regenbogenfamilien schon lange gibt, sind wir erst in den letzten paar Jahren vermehrt ans Licht der Öffentlichkeit gerückt», so Maria von Känel. «Die rechtliche Absicherung durch das Recht auf die Stiefkindadoption folgt voraussichtlich sogar erst ab 2018. Es besteht also in jeder Beziehung Aufholbedarf.»
«Der Bestatter» läuft heute Abend um 20.05 Uhr auf SRF 1.