Im Falle des Australian-Open-Triumphes spendet er das gesamte Preisgeld, also umgerechnet etwa 2,8 Millionen Franken, an die Opfer der australischen Buschbrände. Das hat Alexander, genannt «Sascha», Zverev versprochen. «Nach einer ersten Runde sagt man vieles», witzelt er beim Court-Interview mit Tennis-Legende John McEnroe. Gerade hat er Stan Wawrinka 1:6, 6:3, 6:4, 6:2 im Viertelfinal nach Hause geschickt und ist von der mehr als grosszügigen Spende noch zwei Siege entfernt. Gemäss der Ansage, rund 6600 Franken pro siegreicher Runde zu spenden, bringt er nun schon 33'000 zusammen. Zverev ist zum Scherzen aufgelegt: «Natürlich halte ich mein Wort. Meine Begleiter blicken schon besorgt drein.»
Zu denen gehört seine Familie, sein bester Freund und sein Vater, der gleichzeitig sein Trainer ist. «Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht mehr zusammen arbeiten sollten. Wir haben Erfolg, und er ist wie jeder normale Coach, der seinen Spieler nicht immer mag», wischt der Sohn jene Zweifel weg, die von Boris Becker geschürt wurden. Und seine Freundin Brenda Patea gehört neu auch zu Zverevs Team.
«Sie bringt mich viel zum Lachen»
Der 22-jährige Deutsche macht kein Geheimnis daraus, wie gut ihm seine neue Liebe tut, die er letzten Sommer in einem Pariser Café kennengelernt hat. «Ich bin glücklich im Leben. Dann spielt man am besten», sagte er und erzählt, dass die ehemalige «Germany's Next Topmodel»-Kandidatin am Anfang keine Ahnung hatte, dass er ein Weltklasse-Spieler ist. Er habe sie mal zu einem Match eingeladen, sie dachte, er sei irgendein Clubspieler. Seitdem aber ist die schöne Brenda aus der Zverev-Box nicht mehr wegzudenken. «Sie bringt mich viel zum Lachen», schwärmt Sascha. Und sie wisse nun hoffentlich auch, was ein «Tweener» sei.
Sie hat offenbar auch ein gutes Gespür. «Es ist ein guter Tag, um einen guten Tag zu haben», hat Brenda an diesem sonnigen Melbourner Sommermorgen auf Instagram geschrieben. Und sie soll recht behalten. Das 1,98m-lange Aufschlagmonster macht Wawrinka auf dem Weg in seinen ersten Major-Halbfinal nach Strich und Faden den Garaus. Sein «Grand-Slam-Loser»-Image hat der Hamburger, der von seinem Mentor Roger Federer immer wieder zur Geduld aufgerufen wurde, damit abgestreift. «Ich wollte es immer zu sehr, jetzt bin ich relaxter. Ich denke nicht mehr 24 Stunden am Tag an Tennis, gehe auch mal essen und so», erklärt er.
Nächste Hürde Thiem
Ob das der schönste Moment seiner Karriere sei, fragt McEnroe. Zverev antwortet ehrlich: «Ich gewann auch schon Masters 1000, wurde Weltmeister – Titel bedeuten mir noch mehr.» Der am Aussie Open führt zunächst über die Nummer 5 Dominic Thiem (Bilanz 2:6). Gegen den Österreicher muss er tief in der Video-Kiste wühlen, um seinen letzten Sieg – 2018 in Madrid auf Sand – zu finden. Zum Schluss bringt der gut gelaunte Zverev die Menge nochmal zum Lachen: «Ich hoffe, die beiden spielen sechs Stunden lang und der Sieger ist am Freitag durch!»