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Zukunftsforscher Sascha L. Schmidt
«Der ganze Fussball wird erschüttert»

Wie verändert sich wegen der Corona-Krise der Sport? «Das hängt davon ab, wie lange diese anhält», sagt Zukunftsforscher Sascha L. Schmidt.
Publiziert: 30.03.2020 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2020 um 18:57 Uhr
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Das Coronavirus legt die Sportwelt lahm.
Foto: AFP
Daniel Leu

Prognosen sind schwierig. Besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Dies hat einst ein kluger Kopf treffend gesagt. Ob dies Mark Twain, Winston Churchill oder Karl Valentin war, lässt sich heute nicht mehr rückschliessen.

Einer, der sich von Berufes wegen mit der Zukunft befasst, ist Professor Sascha L. Schmidt. Er leitet das Center for Sports and Management an der WHU – Otto Beisheim School of Management im deutschen Düsseldorf.

Krise als Chance

Wird die Corona-Krise die Zukunft des Spitzensports nachhaltig verändern? «Es ist noch zu früh, um diese Frage seriös zu beantworten», erklärt Schmidt, «wir befinden uns momentan wissenschaftlich betrachtet in der höchsten von vier Stufen der Unsicherheit. Vieles wird davon abhängen, wie lange diese anhält.»

Diese Krise sei aber auch eine Chance. Vor allem für den Fussball, der in den letzten Jahren vorwiegend mit exorbitanten Gehältern und wahnwitzigen Ablösesummen von sich reden gemacht hat. «Es wird eine fundamentale Neuordnung der Realität geben. Zurzeit werden nicht nur einzelne Klubs erschüttert, sondern das ganze Ökosystem Fussball. Das würde es ermöglichen, in Zukunft Dinge anders zu machen und neu zu denken.»

Würde ermöglichen? «Ob es soweit kommen wird, hängt von zwei Faktoren ab: Erstens: Wie schon gesagt, wie lange dauert die Krise? Und zweitens: Wie massiv sind die wirtschaftlichen Folgen?»

Für Schmidt, der in Zürich studiert und promoviert hat, ist eines klar: Sportklubs müssen sich ungeachtet der Corona-Krise für die Zukunft mit neuen Fragen auseinandersetzen. «Viele Klubs werden durch ihr Tagesgeschäft vollkommen eingenommen. Deshalb bleibt ihnen wenig Zeit für längerfristige, strategische Überlegungen. Mit zukünftigen Chancen und Risiken durch Innovationen beschäftigen wir uns in der Forschung.»

Wie kann man sich für die Zukunft aufstellen? Wie gehen wir mit neuen Technologien um? Wie mit den sich ändernden Bedürfnissen der Sport-Fans? Genau in solchen Fragen berät Schmidt Profi-Klubs. «Die Digital Natives werden kaum noch ein Fussballspiel über 90 Minuten konsumieren», erklärt der 49-Jährige, «sie haben ein anderes Mediennutzungsverhalten». Deshalb müsse man ihnen auch andere Formate anbieten. Kürzere und kurzweiligere.

Welche Veränderungen werden wir zulassen?

Aber auch der Sport selbst wird sich massiv verändern. «Dabei stellen sich vor allem zwei Fragen: Was ist technisch machbar? Und was wollen wir als Gesellschaft?» Technisch sei jetzt schon unglaublich viel möglich. Zum Beispiel leistungsverstärkende Schuhe für Fussballer und Leichtathleten. Oder Hightech-Schwimmanzüge, die vor ihrem Verbot dafür gesorgt hatten, dass unzählige Weltrekorde aufgestellt wurden.

Der nächste Schritt sei der Körper selbst. Sportler können Kapseln mit Mikroprozessoren schlucken, die die biometrischen Funktionen im Körper in Echtzeit messen. So geschehen an der letztjährigen Leichtathletik-WM in Doha.

Auch so genannte Nanobots, die durch die Blutbahn kreisen und dem Athleten Energie zuführen oder Muskeln stimulieren, sind längst keine abwegigen Zukunftsvisionen mehr. «Entscheidend wird sein, was im Sport gewollt und was erlaubt sein wird. Und natürlich auch, was wir als Gesellschaft und Konsumenten zulassen werden.»

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