Wirtschaftskrimi im Schweizer Fussball
FCB-Burgener, FCL-Studhalter und ihre Russen-Connection

FCB-Präsi Burgener braucht Geld für Geschäfte. Spannt dafür den Clan um FCL-Präsi Studhalter ein. Und der hat Verbindungen, die die Justiz beschäftigen.
Publiziert: 14.12.2017 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:39 Uhr
Gehört zu den reichsten Russen überhaupt: Suleiman Kerimov.
Foto: Getty Images
Konrad Staehelin

Dass folgende vier Männer unter einer Decke stecken, könnte die Fussballschweiz noch länger beschäftigen: Bernhard Burgener (60), Präsident des FC Basel. Philipp Studhalter (41), Anwalt und Präsident des FC Luzern. Sein Bruder Alexander Studhalter (49), Unternehmer und Investor. Und Suleiman Kerimov (51), russischer Oligarch aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin (65). Sowohl in Frankreich als auch der Schweiz ist die Justiz schon aktiv.

Das ist passiert: Seit Monaten hat Burgener nach Investoren gesucht, mit deren Hilfe er sich die lang ersehnte Kontrolle über den deutschen Medien-Giganten Constantin krallen kann. Das würde einen jahrelangen Streit (BLICK berichtete) um hunderte Millionen beenden.

BLICK erfuhr, dass der FCB-Boss auch mehrere russische Investoren angefragt haben soll, dort aber lauter Absagen gekriegt habe. Burgener kommentiert das am Telefon: «Ich weiss nicht, wer Ihnen solch abenteuerliche Dinge erzählt. In Wahrheit hatte ich Angebote aus der ganzen Welt.»

FCB-Präsident bekommt von der Studhalter Investment AG Hilfe im Kampf um die Kontrolle des deutschen Medien-Giganten Constantin.
Foto: ALEXANDRA WEY

Am Schluss jedoch lag die Lösung ganz nahe: Vor zwei Wochen kommunizierte Burgener, dass ihm die Studhalter Investment AG aus Luzern mit 97 Millionen Franken unter die Arme greift.

Hinter Studhalter Investment steht Alexander Studhalter. Der Studhalter-Clan ist seit Jahren eng mit dem Oligarchen Kerimov verbandelt. Unter anderem sind die beiden Brüder und ihre Mutter Albina die einzigen drei Stiftungsrats-Mitglieder der Suleiman-Kerimov-Stiftung. Sie gibt als Zweck an, die Not der weniger Begünstigten in Russland und weltweit zu lindern.

Alexander Studhalter: Bruder von Luzern-Präsident Philipp Studhalter.

Nur 19 Russen sollen laut Magazin «Forbes» mehr besitzen als der 6,5 Milliarden Franken schwere Rohstoff-Investor, der nie mit Journalisten spricht. Damit hat er sich 2011 unter anderem den Fussballklub Anschi Machatschkala gekauft, der mit Topstars wie dem Kameruner Samuel Eto'o (36) 2012 in der Europa League auf den BSC Young Boys traf.

Ein Orden von Putin

Präsident Putin hat ihm dieses Jahr für seine Verdienste um die Demokratie den «Orden für Verdienste ums Vaterland zweiter Klasse» verliehen.

Trotzdem scheint es um das Verhältnis zwischen Präsident und Oligarch nicht bestens bestellt zu sein. Nach russischem Gesetz ist es Kerimov nicht erlaubt, im Ausland zu investieren, weil er in der Heimat im Parlament sitzt. «Kerimov benutzt Alexander Studhalter als Strohmann, um Investitionen in Westeuropa zu tätigen», sagt ein Experte, der nicht genannt werden will, zu BLICK. 

«Das ist eine Falschaussage und rufschädigende Unterstellung», verteidigt sich Alexander Studhalter auf Anfrage. Kerimov sei ein Geschäftspartner und Freund. «Aufgrund meiner Vermögenssituation habe ich es überhaupt nicht nötig, für jemanden zu agieren.» Der «Zentralschweiz am Sonntag» zeigte er seine Steuerrechnung: Er besitzt 191 Millionen Franken. 

Das widerlegt die Strohmann-These allerdings nicht. Beweise für diese gibt es zwar ebenfalls nicht, bloss Hinweise:

Einer davon ging 2006 in Form eines Fotos um die Welt: Kerimov hatte auf der berühmten Promenade des Anglais von Nizza (Frankreich) einen millionenteuren Ferrari Enzo an einem Baum geschrottet. Er trug schwere Verbrennungen davon.

Das Kennzeichen auf dem Wrack: LU 93 621. Besitzer: Alexander Studhalter.

Kerimov crasht 2006 mit einem Ferrari Enzo auf der berühmten Promenade des Anglais in Nizza. Besitzer des Wagens ist Alexander Studhalter.
Foto: ABACA

Ein zweiter Hinweis auf Services des Studhalter-Clans: Die «Sonntagszeitung» machte im letzten Juli mit Verweis auf die sogenannten Panama Papers publik, dass FCL-Präsident Philipp Studhalter eine Unterschrift unter einen 160 Millionen Dollar schweren Geheimdeal von Kerimov gesetzt hatte. Dieser führte direkt ins Umfeld von Russen-Präsident Putin. Der Luzerner Anwalt beteuerte, nur «marginal» in das Geschäft involviert gewesen zu sein, er habe bloss mittels einer Vollmacht unterzeichnet. 

Die Mitglieder des Studhalter-Clans: Alexander, Philipp (Bild) und Mutter Albina sind alleinige Stiftungsrat-Mitglieder der Suleiman-Kerimov-Stiftung.
Foto: URS FLUEELER

Ein letztes Indiz ist brandneu: Am 20. November verhaftete die französische Polizei Kerimov am Flughafen Nizza. Verdacht: Steuerhinterziehung und Geldwäsche, es geht um hunderte Millionen. Mittlerweile sitzt er gegen eine Kaution von 47 Millionen Franken nicht mehr im Gefängnis. Er darf jedoch das Département Alpes-Maritimes nicht verlassen und muss sich regelmässig bei der lokalen Polizei melden. Moskau protestierte gegen das Vorgehen der Franzosen. 

Studhalter im Visier der Justiz

Interessant aus Schweizer Sicht: Auch Alexander Studhalter ist im Visier der Ermittler. Es geht um Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Kerimov soll ihn als Besitzer seiner Villen in der Region Nizza vorgeschoben haben.

Und: Auch die Schweiz ermittelt, wie die «Tribune de Genève» berichtet. Im Frühling ersuchten die französischen Behörden um Rechtshilfe, worauf die Walliser Staatsanwaltschaft aktiv wurde. BLICK erfährt: Die Ermittlungen fokussieren sich auf eine Handvoll Personen in den Kantonen Wallis, Genf, Waadt – und Luzern. «Die Anhörungen sind durch, hoffentlich können wir die Ergebnisse bald an die französischen Kollegen übermitteln», heisst es aus dem Wallis.

Die Behörde schweigt zur Frage, ob auch Studhalter vorgeladen wurde. Auch der Luzerner gibt keine klare Antwort, verweist aber vielsagend auf das Untersuchungsgeheimnis. Und schreibt, er habe niemandem geholfen, Steuern zu hinterziehen. 

Und Burgener? Der sagt zu BLICK: «Ich kenne Herrn Kerimov nicht.» Man habe Alexander Studhalter vor dessen Engagement als Investor bei der Constantin-Übernahme mit der gebotenen Sorgfalt geprüft und sei auf nichts gestossen, das ihn als Aktionär unmöglich mache. Ob sich das nach Bekanntgabe der Ermittlungsergebnisse, was erst in ein paar Monaten passieren wird, ändert? 

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