Die Schläge auf die Knie sind unerbittlich, sie folgen im Zehntelssekundentakt. Zeit zum Durchatmen? Fehlanzeige! Genau das liebt Marco Tadé, unser bester Buckelpisten-Fahrer. Während Normalsterblichen die Knie allein schon vom Zuschauen schmerzen, setzt der Tessiner aktuell sogar noch einen drauf: Er macht das Ganze mit gerissenem Kreuzband und angerissenem Meniskus.
Operieren will der Gymnasium-Absolvent, der vor einem Jahr in der Sierra Nevada (Sp) WM-Bronze holte, nicht. Noch nicht. «Das mache ich nach den Olympischen Spielen», sagt der 22-Jährige.
«Mein Knie ist sowieso schon kaputt»
Was verrückt tönt, ist es nicht. Zumindest nicht für Tadé. Er lässt sich seinen Olympia-Traum durch die Verletzung, welche er im August in Australien erlitt, nicht kaputt machen. «Im ersten Moment dachte ich, dass alles vorbei sei. Aber die Ärzte haben mir grünes Licht für eine konservative Behandlung gegeben. Da habe ich mich voll reingehängt. Im Februar, wenn es bei Olympia ernst gilt, werde ich bei 150 Prozent sein.»
Aber besteht nicht die Gefahr, dass er sich in Pyeongchang noch gravierender verletzen könnte? Tadé lacht und sagt: «Mein Knie ist ja sowieso schon kaputt. Viel mehr kann also nicht passieren.»
Der Mentaltrainer hilft
Ganz so einfach zu bewältigen ist die Situation dann aber doch nicht. Tadé erklärt: «Ich arbeite seit Jahren mit einem Mentaltrainer, das hilft. Ich habe keine Zweifel, im Kopf bin ich ziemlich stark.» Dazu muss man wissen: Tadé riss sich das andere, linke Kreuzband, vor zwei Jahren. Der Mann aus Locarno liess sofort operieren. Aber eben: «Damals standen keine Olympischen Spiele an.»
Das Fazit? Neben Ski-Star Carlo Janka haben wir eine weiter Olympia-Hoffnung, die sich ihrem Schicksal Kreuzbandriss nicht beugt. Tadé sagt: «Danach lege ich mich unters Messer – hoffentlich mit einer Medaille um den Hals.»