Sprung in den Abgrund
Skicrosser proben den verrücktesten Olympiastart

Achtung, fertig, freier Fall! Der Senkrecht-Start bei Olympia in Pyeongchang ist nichts für Zartbesaitete. Swiss Ski reagiert.
Publiziert: 02.11.2017 um 08:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:27 Uhr
Skicrosser springen in den Abgrund
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Der neue Olympia-Start:Skicrosser springen in den Abgrund
Mathias Germann

Skicross ist eine Sportart für Verrückte. Für Menschen, die keine Angst kennen. Die sich von nichts und niemandem einschüchtern lassen. Tatsächlich? Nein! Es gibt auch Dinge, bei denen Skicrosser zweimal leer schlucken. Ein Beispiel dafür steht derzeit in Saas-Fee. Auf dem Gletscher oberhalb des Walliser Dorfes hat Swiss Ski zwecks seiner «Gold-Mission» den Startbereich der Olympia-Strecke von Pyeongchang 2018 eins zu eins nachgebaut. Und dieser hat es in sich!

«Einige Frauen haben lange gebraucht, um sich zu überwinden. Es braucht extrem viel Mut», sagt Ralph Pfäffli. Der Blick vor Ort macht deutlich, wovon der Skicross-Nationaltrainer spricht.

Von der Startrampe geht es auf direktem Weg in den Abgrund. Senkrecht, ohne Schneekontakt, alles in der Luft. So etwas sah man im Weltcup bislang noch nie. «Genau darum geht es! Wenn unsere Athleten in Südkorea erstmals die Strecke besichtigen, wissen sie bereits, wie sie damit umgehen müssen», erklärt Pfäffli. Dieser Vorsprung könne im Hinblick auf den Medaillenkampf entscheidend sein, ist der 50-Jährige überzeugt. «Darum liessen wir auch keine andere Nationen darauf trainieren.»

Was egoistisch tönt, ist es nicht. Denn: Pfäffli und seine Crew verbrachten drei Wochen auf dem Gletscher, um den Start zu bauen. Insgesamt wurden 20 000 Kubikmeter Schnee gebaggert, gefräst, angehoben und abgetragen. Eine kostspielige Sache. «Wir wären ja doof, wenn wir diesen Vorsprung freiwillig abgeben würden», so Pfäffli.

Seine Schützlinge sind begeistert. Sanna Lüdi: «Der Start ist megacool. Aber sehr einschüchternd. Plötzlich hat man keinen Boden mehr unter den Füssen.» Die 31-Jährige gibt aber zu, dass sie etwas länger gebraucht hat. «Beim ersten Mal bin ich gleich gestürzt», sagt sie lachend. Ihr habe die Überzeugung gefehlt, was angesichts ihrer zweijährigen Verletzungspause nichts als normal sei. «Jetzt funktioniert es aber gut», so die Bernerin.

Genauso brutal wie der Start ist das, was folgt: Nach dem drei Meter langen Sturz in die Tiefe sind es nochmals fünf Meter bis zur Fläche, ehe die Skicrosser direkt in die gegenüberliegende Wand schiessen. Wer unten zu wenig Schwung hat, kann die Ski abschnallen. Das Rennen? Verloren. «Da braucht man fast schon eine Leiter», schmunzelt Sanna.

Vier Jahre bereiten sich Skicrosser für Olympische Spiele vor. Swiss Ski macht nicht alles, aber fast alles Menschenmögliche, damit der Medaillen-Traum nicht schon nach wenigen Sekunden platzt.

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