Endlich werden sie losgelassen! Am Mittwoch beginnt für die Flugkünstler in der Halfpipe der Ernst des Weltcup-Winters. In Copper (USA) steht am Mittwoch zuerst die Qualifikation an, am Freitag folgt dann der Wettkampf.
Mittendrin: Iouri Podladtchikov, seit jeher das grösste Schweizer Aushängeschild der Sportart. Nervös wird der 28-Jährige kaum sein, hat er doch in seiner Karriere dafür schon zu viel erlebt. Podladtchikov ist Halfpipe-Weltcupsieger (2008), mehrfacher X-Games-Medaillengewinner (2010) und zweifacher Weltmeister (2012 und 2013).
Vor allem ist «iPod» aber etwas: Olympiasieger von 2014 in Sotschi. Diesen Titel will er erneut gewinnen, 2018 in Pyeongchang (Südkorea) hat er die Chance dazu. Und genau daran orientiert er sich. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Olympia nicht viel wichtiger als alles andere für mich ist», sagt Podladtchikov. Dabei denkt er auch an die WM in der Sierra Nevada, welche im kommenden Februar über die Bühne gehen wird.
Podladtchikovs Motto ist klar: Olympia steht über allem. «Es macht tick, tick, tick – die Zeit rennt. Ab einem gewissen Moment ist jedes Treffen, ob mit der Mutter oder deinem besten Kollegen, ein Teil der Olympia-Vorbereitung. Man schaut mehr auf die Uhr als sonst. Fragt sich: Ist das, was ich mache, gut?»
Die Faszination für Olympia ist bei Podladtchikov stets spürbar. Und: Seit letztem August beschränkt sie sich nicht nur auf die Winter-, sondern gilt auch in Bezug auf die Sommerspiele. Warum? Ganz einfach: Weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) Skateboarden als neue Sportart für Tokio 2020 aufgenommen hat.
«Ich habe mich sehr gefreut. Und ja: Ich plane eine Teilnahme», sagt Podladtchikov. Skaten sei schliesslich seine erste Liebe gewesen – nicht Snowboard. «Ich bin auch im Sommer seit jeher viel mit dem Brett unter den Füssen unterwegs. Dass ich so meine Karriere beenden werde, ist eine Hommage an all das, was ich bekommen habe.»
Podladtchikov malt sich sein letzten Jahre als Spitzensportler wie folgt: «Ich komme vom Berg herunter und beende meine Karriere im Tal. Das ist mein Bild des Ganzen.» Aber stört es ihn nicht, dass er mit einer Teilnahme an Olympia 2020 kaum ein glanzvolles Karriereende hätte? «Ich sehe das nicht so. Für mich wäre eine Teilnahme im Skateboarding ein wunderschöner Abgang», entgegnet der in Russland geborene Athlet.
Fakt ist: Edelmetall in Tokio wäre – wenn sich Podladtchikov überhaupt für die Spiele qualifiziert – völlig unrealistisch. «Das werden wir sehen!», sagt Iouri vollmundig.
Zu weit nach vorne mag Podladtchikov sowieso noch nicht schauen. «Es passiert noch viel auf dem Weg dahin. Ich fühle mich auf jeden fall sehr gut, bin hungrig. Das ist ein gutes Zeichen.»