Sie wären lieber Abfahrts-Olympiasieger geworden. Dann müssten Sie nicht immer um Aufmerksamkeit kämpfen.
Podladtchikov: Nie im Leben! Snowboarden finde ich viel schöner. Abfahrts-Olympiasieger, das hat natürlich auch etwas Königliches, und ich schaue denen auch gerne zu. Aber es hat mich nie interessiert, das auch so gut zu können. Was ich gerne gut könnte? Ich wäre gerne Pianist. Oder wenn es ein Sport sein muss: Speerwerfer. Vielleicht, weil die seitlich anlaufen wie wir Snowboarder.
Sie träumen von einer Olympiateilnahme im Skateboard. Das machen Sie doch nur, damit man auch im Sommer über Sie spricht.
Nein! Ich wünschte mir natürlich, dass die Leute aus anderen Gründen auch im Sommer über mich reden. Man muss wissen: Bevor ich Snowboarder wurde, stand ich auf dem Skateboard. Aber davon abgesehen: Es ist doch gut, wenn jemand vielseitig ist. Das ist mir sogar wichtig. Sport allein, das reicht nicht.
Sie triumphierten an Olympia mit dem Yolo-Flip, sind mit dem Spitznamen iPod unterwegs. Aber Yolo sagt heutzutage kein Mensch mehr, und der iPod ist längst überholt. Geben Sie zu, Sie sind ein Auslaufmodell.
Das mit dem iPod ist mir kürzlich auch durch den Kopf gegangen. Ich würde von mir sagen, ich bin eher ein romantischer Typ. Darum mochte ich den Spitznamen eigentlich auch nie. Die Amerikaner haben mir den gegeben, und ich hab mich nur so gefragt: «Ist das das Einzige, was euch einfällt?» Aber ich freue mich auf den Tag, an dem es den iPod gar nicht mehr gibt. Dann gefällt mir der Spitzname wieder. Wenn die Kids schon gar nicht mehr wissen, was das sein soll, dann ist er retro. Davon abgesehen: Die alten iPods im klassischen Design sind heute richtig was wert: Die kosten originalverpackt auf Ebay locker 5000 oder 6000 Franken. Man kann es auch so sehen: Ich bin gerne ein Auslaufmodell. Ich werde reifer. Ich geniesse diese Phase meiner Karriere ebenfalls.
Im Snowboard werden die Sprünge immer höher, die Drehungen immer schneller, alles wird extremer. Sie sind über 30, waren zuletzt mehrfach schwer verletzt. Ihr Körper macht das doch gar nicht mehr lange mit.
Die Fakten sagen etwas anderes. Ich springe sehr oft bei den Contests am höchsten, auch in meinem Alter. Das ist eine Frage der Disziplin, des Trainings, der Ernährung. Die Jüngeren stürzen auch, und sie stürzen vor allem härter, weil sie noch nicht 10 000 Mal gestürzt sind.
Sie sind nicht nur Snowboarder, sondern auch Foto-Künstler. Das ist nur ein billiger Trick, um an Frauen ranzukommen.
Heutzutage hat doch jedes Girl schon ein Handy und schiesst mehr Bilder von sich, als ich das jemals tun könnte. Fotografen verlieren in der Zeit von Selfies und Selbstauslösern extrem an Bedeutung. Also wenn das für jemanden mal ein billiger Trick war, an Frauen ranzukommen, dann ist das schon lange vorbei. Wobei ich betonen möchte: Ich erobere Frauen mit allem, aber sicher nicht mit billigen Tricks.
Sie haben einen Werbe-Deal mit der Nobel-Marke Moncler. Damit bringen Sie den Schickimicki ins einst so rebellische Snowboarden.
Das ist ja eben rebellisch! Das Snowboarden hat seine rebellische Seite so weit ausgelebt, dass es gar nicht mehr rebellisch ist, ein typischer Snowboarder zu sein. Es tragen alle das Gleiche. Die Snowboard-Marken haben für mich extrem an Coolness verloren. Eine schicke Skimarke zu tragen, das ist dagegen ein Bruch mit den Konventionen. Denn wer rebellisch ist, gibt nicht einem Trend nach.
Iouri Podladtchikov (30) gibt sich vor dem Halfpipe-Wettkampf an der Snowboard-WM in Park City angriffig. «Ich fühle mich gut», sagt der Olympiasieger von 2014. «Ich habe Lust, einen meiner besseren Läufe zu zeigen. Ich bin angriffslustig.» Vor zwei Jahren an der WM Zweiter, ist das Ziel nach einem Jahr voller schwerer Stürze und gesundheitlicher Probleme für Podladtchikov klar: «Eine Medaille!»
Iouri Podladtchikov (30) gibt sich vor dem Halfpipe-Wettkampf an der Snowboard-WM in Park City angriffig. «Ich fühle mich gut», sagt der Olympiasieger von 2014. «Ich habe Lust, einen meiner besseren Läufe zu zeigen. Ich bin angriffslustig.» Vor zwei Jahren an der WM Zweiter, ist das Ziel nach einem Jahr voller schwerer Stürze und gesundheitlicher Probleme für Podladtchikov klar: «Eine Medaille!»