Sie sind aus Ozean-Abfall
Snowboard-Star Hablützel wird Socken-Verkäufer

Vor einem Jahr hätte er beinahe alles hingeschmissen. Jetzt hat Snowboarder David Hablützel (24) eine gute Saison hinter sich – und versucht sich als Socken-Verkäufer.
Publiziert: 19.05.2020 um 09:08 Uhr
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Normalerweise ist David Hablützel auf einem Brett in einer Halfpipe unterwegs.
Foto: AP
Emanuel Gisi

Der Schweizer Snowboard-Nationaltrainer Pepe Regazzi ist keiner, der um den heissen Brei herumredet. «Dave muss das Snowboarden neu lernen», sagte er zu Saisonbeginn zu BLICK.

Dave, das ist David Hablützel, 24, aufgewachsen als eines von fünf Geschwistern in Zumikon an der Zürcher Goldküste und eine der grossen Hoffnungen der Schweizer Halfpipe-Szene. 2014 wurde er als 17-Jähriger in Sotschi Olympia-Fünfter. Es schien logisch: Nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Spitzenmann aus dem Schatten von Iouri Podladtchikov hervortreten würde.

«Ich habe mir überlegt, ob ich aufhören soll»

Es kam anders: Mehrere Kreuzbandrisse, ein Rückenbruch, eine Hirnerschütterung, ein gebrochenes Schlüsselbein und Probleme mit dem Meniskus bremsten Hablützel. Mit jeder Verletzung schwand nicht nur das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. «Ich hatte die Freude am Snowboarden verloren», sagt Hablützel. Die Resultate stimmten schon eine Weile nicht mehr. Beim Surfen in Indonesien im letzten Sommer machte er sich ernsthafte Gedanken. «Ich habe mir überlegt, ob ich aufhören soll.»

Irgendwann war klar, dass es weitergehen würde. Und vor allem: Dass er sich an Regazzis Rat halten würde. «Ich habe nicht mehr auf die Resultate geschaut, nur auf mich.» Und siehe da: Bei drei von vier bestrittenen Contests in der Corona-gekürzten Weltcup-Saison landete Hablützel in den Top 10. «Darauf kann ich aufbauen. Ich habe extrem an Selbstbewusstsein gewonnen.»

T-Shirt aus Plastik?

Ein Selbstbewusstsein, dass er in diesen Tagen an anderer Front einsetzt: Hablützel ist mit drei Kollegen Teil des Start-ups «Teal», das Socken produziert, die zu drei Vierteln aus recyceltem Material bestehen, 33 Prozent davon aus Ozeanplastik. Er ist für den Marketing-Teil zuständig. «Jeder braucht Socken», sagt er. «Unsere sind hochwertig produziert, sie halten lange und man tut damit erst noch einmal etwas Gutes», erklärt er und beweist, dass er auch als Verkäufer mehr als nur taugt.

Die Idee scheint anzukommen. Ein erstes Crowdfunding war erfolgreich, statt der angepeilten 15'000 Franken kamen 22'000 zusammen. Jetzt geht der Online-Verkauf los. «Wir hoffen, dass die erste Ladung Socken bald ausverkauft ist.»

Und dann könnte ein nächstes Projekt folgen. «Noch ist es weit weg», sagt Hablützel. «Aber ein T-Shirt aus Ozeanplastik wäre für mich dann der nächste Schritt.»

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