Podladtchikov hat noch ein paar Tage Zeit, bis es in Yabuli ernst gilt. Der Halfpipe-Halbfinal ist erst am nächsten Montag, der Final wäre dann zwei Tage später. Bis dahin will sich der Zürcher akklimatisieren und in WM-Stimmung bringen. Er tut dies, indem er sich von der chinesischen Kultur inspirieren lässt. Reizen würde ihn ein Besuch in der Oper von Harbin. Landsmann Hitsch Haller, der an der WM nicht dabei ist, hat ihm von ihr vorgeschwärmt. «Wir zwei sind wahrscheinlich schon die kulturell anständigsten im Schweizer Team», meinte Iouri vor dem Abflug mit einem Augenzwinkern.
Podladtchikov zelebriert die Ästhetik in allen Bereichen. Nicht nur im Sport. Auch in der Fotographie, im Film, in der Mode oder neuerdings im Ballett, das er als Bewegungs-Training fürs Boarden nutzt. Auf seinen Reisen an die Wettkämpfe reicht sein Interesse über die Wände der Pipes hinaus. So jagt er in China nicht nur eine Medaille, sondern auch Entdeckungen über Land und Leute. «Ich bin zum ersten Mal in China. Es heisst ja in der Geschichte, China sei brüderlich mit Russland, meinem Herkunftsland. Mich nimmt wunder, ob dem wirklich so ist.» Das Sammeln von Eindrücken ist für Podladtchikov bei der Vorbereitung auf einen Event wichtig. «Je nachdem komme ich so viel schneller und besser in den Wettkampf-Modus rein.»
Podladtchikov zählt in Yabuli unbestritten zum Favoritenkreis. Mit Platz 2 Ende Februar an den europäischen X-Games in Oslo zeigte er, dass ihn die happigen Januar-Rückschläge in Laax und Aspen nicht ganz aus der Bahn geworfen hatten.