Iouri Podladtchikov vor Rückkehr in Laax
«Alle wollen schreiben, dass ich fast sterbe»

Halfpipe-Olympiasieger Iouri Podladtchikov (31) geht in Laax zum ersten Mal in dieser Saison an den Start. Und sagt: «Das ist kein Comeback.» Erst nächste Saison greift er wieder richtig an.
Publiziert: 16.01.2020 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2020 um 09:49 Uhr
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Iouri Podladtchikov bestreitet in Laax seinen ersten Wettkampf der Saison.
Foto: Keystone
Emanuel Gisi

BLICK: Iouri Podladtchikov, Sie kämpfen sich von Ihrem Achillessehnenriss zurück. In Laax sind Sie endlich wieder am Start. Wie geht es Ihnen?
Iouri Podladtchikov: Körperlich ist es die brutalste Phase meiner Karriere.

Wie nahe daran waren Sie, alles hinzuschmeissen?
Nicht so nahe, wie es manchmal dargestellt wird. Es geht mir nicht so schlecht, wie Sie gerne schreiben würden. Alle wollen schreiben, dass ich fast sterbe. Aber das ist überhaupt nicht der Fall.

Wie sieht es denn aus, sind Sie wieder fit?
Das nicht. Ich bin im Moment bei etwa 70 Prozent. Ich kann derzeit noch nicht mehrere Tage am Stück snowboarden, nach jedem Trainingstag brauche ich einen vollen Tag Erholung. In Laax kann ich nur an den Start gehen, weil ich in der Halfpipe hier seit drei Wochen trainiere. Aber ganz ehrlich, diese Fragen langweilen mich.

Wer nach einem Jahr Verletzungspause zurückkommt, muss etwas dazu sagen.
Jaja. Aber ich war am Montag bei Schawinski in der Sendung. Ich sass eine halbe Stunde da, es ging nur darum. Um nichts anderes. Wir hätten zum Beispiel über Fotografie reden können.

Sie sind halt Sportler.
Aber das Gespräch dürfte doch trotzdem interessant sein. Ich würde Ihnen zum Beispiel eine ehrliche Antwort geben, wenn Sie mich fragen würden, ob ich verliebt bin. Ich sehe nicht ein, warum ich so etwas geheim halten sollte. Oder wie es in New York läuft, bei meinem Fotografiestudium.

Meinen Sie das wirklich ernst mit dem Studium?
Ja klar! Ich gehe seit einem halben Jahr ans International Center of Photography, das ist eine renommierte Schule, man muss dafür eine Aufnahmeprüfung bestehen.

Sind Sie gut in der Schule?
Und wie. Und in der Schule habe ich nur A-Grades, also Sechser.

Sie sind ein Streber!
(lacht) Ja. Zum ersten Mal im Leben. Ich strenge mich richtig an, mir ist die Fotografie sehr wichtig. Ich schleppe seit Jahren meine Kameras immer überall hin mit, im Moment arbeite ich an meinem dritten Fotobuch.

Fühlen Sie sich missverstanden?
Jaaaa… (überlegt) Ich will nicht beleidigt rüberkommen.

Wie wichtig waren New York und die Schule als Ablenkung in der Verletzungszeit?
Sehr. Es ist aber vor allem auch eine Chance, mich auf meine zweite Leidenschaft zu konzentrieren. Und gleichzeitig habe ich dadurch, dass ich so lange weg war, die Lust am Snowboarden wiedergefunden. Ich hatte richtig Lust, als ich im November in die Schweiz zurückgekehrt bin.

Was nehmen Sie sich für Laax vor?
Dadurch, dass ich in der Pipe so viel trainieren konnte, ist vieles möglich. Wenn alles gut kommt, gibt es ein Top-5-Ergebnis. Aber ich will einfach schön mit meinem Team mitfahren.

Und für den Rest der Saison?
Den gibt es nicht. Vielleicht bestreite ich noch den Contest in Calgary. Aber dann geht es im Februar zurück an die ICP. Im Sommer mache ich den Abschluss. Das hier in Laax ist kein Comeback, auch wenn das alle schreiben wollen. Ich bin dann nächstes Jahr wieder zurück, ziemlich sicher.

Eine Frage noch: Sind Sie verliebt?
I wish. Also auf ganz viele Arten schon. Aber auf die Art, wie die Frage gemeint ist, gerade nicht.

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