BLICK: Iouri Podladtchikov, bei Ihnen muss die Frage gestattet sein: Wie gehts?
Iouri Podladtchikov: Mir geht es gut. Ich kann nicht klagen.
Wie geht es Ihrer Nase?
Die ist gerader als vorher.
Ein positiver Nebeneffekt des Nasenbrechens?
(Lacht) Kann man so sagen.
Iouri Podladtchikov schafft an den X-Games in Aspen keinen Exploit. Der Olympiasieger von Sotschi klassiert sich am Ort, wo er sich vor einem Jahr die schwere Kopfverletzung zuzog, auf dem 7. Platz. Neben Podladtchikov läuft es auch dem zweiten Schweizer im Finaldurchgang, Pat Burgener, nicht nach Wunsch. Der Walliser fährt auf Rang 10. Der Sieg in der Superpipe geht an den Australier Scotty James, der bereits bei den Laax-Open vor 9 Tagen triumphierte.
Iouri Podladtchikov schafft an den X-Games in Aspen keinen Exploit. Der Olympiasieger von Sotschi klassiert sich am Ort, wo er sich vor einem Jahr die schwere Kopfverletzung zuzog, auf dem 7. Platz. Neben Podladtchikov läuft es auch dem zweiten Schweizer im Finaldurchgang, Pat Burgener, nicht nach Wunsch. Der Walliser fährt auf Rang 10. Der Sieg in der Superpipe geht an den Australier Scotty James, der bereits bei den Laax-Open vor 9 Tagen triumphierte.
Vor zwölf Monaten fing Ihr Seuchenjahr in Aspen an. Haben Sie das verrückteste Jahr Ihres Lebens hinter sich?
Das kommt auf den Blickwinkel an. Aber ich glaube nicht. Sicher eines der turbulenteren. Und bestimmt das anstrengendste.
Jetzt geht es wieder nach Aspen. Mit welchem Gefühl?
Hier habe ich oft Probleme gehabt. Im Gegensatz zu Laax jeweils eine Woche vorher, das für mich irgendwie ein besseres Karma hat. In Aspen habe ich mal die Quali gewonnen und hatte dann am X-Games-Finaltag Magendarm-Grippe. Einmal bin ich im Finaltraining auf die Schulter gefallen und konnte nicht starten. Einmal hat es geschneit, und es ist niemand mehr vom Fleck gekommen. Aspen ist für mich oft turbulent. Es ist natürlich auch schon ein paarmal gut gegangen.
Wie lange brauchen Sie nach einer Verletzung, um wieder auf Touren zu kommen?
Fünf Wochen.
Also zu wenig Zeit, um jetzt konkurrenzfähig zu sein?
Es ist wirklich nicht so, wie es sein sollte. Das ist schon klar. Aber das soll auch nichts heissen. Ich hatte noch nie so eine ruhige Weihnachts- und Neujahrszeit wie jetzt.
Was haben Sie denn gemacht?
Nicht so viel gegessen wie alle anderen, das ist sicher (lacht). Es war sehr ruhig, das kann vielleicht auch ultrapositive Auswirkungen auf die Wettkampfresultate haben.
Sie wissen es nicht.
Nein. Aber das wäre ja auch langweilig. Sicher ist: Ich kann nicht zaubern. Und ich weiss, ich muss religiöser werden, was meine Entscheidungen angeht.
Was meinen Sie damit?
Ich habe ein paar falsche Entscheidungen getroffen, die fatal geendet haben in den letzten zwölf Monaten. Dieselben Fehler will ich nicht noch einmal begehen. Sonst ist meine Karriere sehr schnell zu Ende. Man kann sich nicht zehn solch fataler Fehler erlauben.
Haben Sie auf dem Board Angst?
Es geht mir gut, es ist alles okay. Aber die Fakten sind da. Und mit diesen muss man umgehen, richtig umgehen. Das steht im Vordergrund. Ich habe mir zu schnell zu viel zugetraut nach meinen Verletzungen. Das hat nun zwei-, dreimal fatal geendet. Das will ich korrigieren. Das steht zuoberst auf meiner Liste.
Was trauen Sie sich an den X-Games und an der WM konkret zu?
Meine Ausgangslage ist nicht die blumigste. Laax war für mich ein Aufbauwettkampf. Auch Aspen ist ein Aufbauwettkampf. Auch wenn sich die Halfpipes stark unterscheiden. In Aspen ist der Schnee anders, es ist ein bisschen spielerischer. Laax habe ich immer mit Kitzbühel verglichen, eine schwierige Pipe. Aspen ist viel breiter. Eigentlich sicherer – auch wenn ich dort einen der bösen Stürze hatte. Es braucht Zeit. Ich fühle mich zwar total wohl, aber ich hatte noch nicht genug Zeit. An einem guten Tag geht sowieso alles.
Wenn Aspen eigentlich einfacher ist …
… wenn man sich seine besten Läufe vorstellt, stelle ich mir die in Aspen immer am einfachsten umsetzbar vor. Während man sich überall sonst dafür viel stärker anstrengen müsste. Darum kann es schon sein, dass hier viel geht. Aspen habe ich immer als perfekte Trainingswoche angeschaut. Du kannst hier so viel fahren. Mit den Skidoos, die dich gleich wieder an den Start bringen, kannst du 35 Läufe am Tag machen. Das bringt dich extrem voran.
Sie haben im Magazin «Nummer 1» darüber gesprochen, dass im Winter alle etwas von Ihnen wollen, bis Sie die Nase voll haben. Und im Sommer, wenn Sie Zeit hätten, will niemand mehr etwas von Ihnen. Mit wem würden Sie an einem solchen Sommertag ein solches Gespräch führen?
Muss ich die Person kennen? Muss sie noch leben?
Wie Sie wollen.
Dann mit dem Künstler Marcel Duchamp. Ich habe das Buch «The Afternoon Interviews» über ihn gelesen. Er war einer, der alles erreicht hat und sich trotzdem jeden Tag aufs Neue infrage stellt. Der jeden Tag von vorne anfängt. Eine faszinierende Persönlichkeit. Eine Riesenpersönlichkeit.
Erkennen Sie sich darin wieder?
Wenn einem etwas gelingt, dann ist es das Einfachste, es einfach zu wiederholen. Alle klopfen dir auf die Schulter: «Hey du machst es so gut.» Es gibt aber auch die andere Sichtweise. Dann kann man über dich auch sagen: «Ach, der macht immer das Gleiche.» Ob das dann gut ist oder nicht, ist eine Definitionsfrage. Mir gefällt, wie Duchamp das Leben sieht, seine grundlegenden Ansichten.
Es ist sportlich ein Horror-Jahr für Iouri Podladtchikov: Im Januar 2018 stürzt er an den X-Games in Aspen fürchterlich, knallt auf die Halfpipe-Kante und zieht sich eine Hirnblutung zu. Olympia und der Rest der Saison sind futsch. Der Olympasieger von 2014 nutzt die Pause gleich noch für eine Fuss-Operation. Danach das Comeback, Podladtchikov und seine Coaches schwärmen von der Form des Zürchers. Doch es soll nicht sein: Anfang Dezember wird bei ihm Magenkrebs diagnostiziert. Das stellt sich glücklicherweise als Fehler heraus, es handelt sich «nur» um ein Magengeschwür, das mit Medikamenten behandelt werden kann. Bei der Weltcup-Rückkehr kurz vor Weihnachten der nächste Rückschlag: Podladtchikov stürzt wieder schwer – Hirnerschütterung und Nasenbeinbruch. Erst vergangene Woche in Laax kehrt er wieder in den Wettkampfzirkus zurück.
Es ist sportlich ein Horror-Jahr für Iouri Podladtchikov: Im Januar 2018 stürzt er an den X-Games in Aspen fürchterlich, knallt auf die Halfpipe-Kante und zieht sich eine Hirnblutung zu. Olympia und der Rest der Saison sind futsch. Der Olympasieger von 2014 nutzt die Pause gleich noch für eine Fuss-Operation. Danach das Comeback, Podladtchikov und seine Coaches schwärmen von der Form des Zürchers. Doch es soll nicht sein: Anfang Dezember wird bei ihm Magenkrebs diagnostiziert. Das stellt sich glücklicherweise als Fehler heraus, es handelt sich «nur» um ein Magengeschwür, das mit Medikamenten behandelt werden kann. Bei der Weltcup-Rückkehr kurz vor Weihnachten der nächste Rückschlag: Podladtchikov stürzt wieder schwer – Hirnerschütterung und Nasenbeinbruch. Erst vergangene Woche in Laax kehrt er wieder in den Wettkampfzirkus zurück.