Am Abend vorher sah es noch nicht nach dem grossen Triumph aus: Während Teamkollegin Ladina Jenny (25) im Parallel-Riesen der Snowboarder WM-Bronze holte, scheiterte Julie Zogg (26) bereits in der Quali. «Da bin ich kurz in ein ziemliches Loch gefallen», sagt die Ostschweizerin.
Das Rezept dagegen: Shopping! «Ich musste einfach raus, da sind wir ein bisschen durch die Läden gestrichen. Auch wenn ich nichts gekauft habe, hat das gut getan.»
Jennys Bronze habe durchaus auch geholfen. «Darauf haben wir schon mit einem Bier angestossen», sagt Zogg. «Ich habe mir gesagt, ich muss für den Slalom lockerer werden.» Das hat offensichtlich funktioniert: Tags darauf ist Zogg im Schneegestöber von Park City nicht zu bremsen. «Eigentlich sind das überhaupt nicht meine Verhältnisse», sagt sie. Weicher Schnee, tiefe Gräben, schlechte Sicht. «Aber es hat funktioniert.»
Vielleicht auch, weil Zeitsoldatin Zogg immer für fast alles vorbereitet ist. «Niemand bringt so viel Gepäck mit wie sie», sagt Teamkollege Nevin Galmarini (32) über sie. «Egal wo wir hinmüssen, sie ist für alles gewappnet, mit Kleidern, eigenem Essen, sogar einer Magnetfeldmatte. Da staune ich manchmal.»
Ihre siebte WM verlässt sie also zum ersten Mal mit einer Medaille im Gepäck. Eine eine gute Nachricht. Nicht nur für ihren Freund («Den habe ich als erstes angerufen»), sondern wohl auch für ihr Sponsoren-Portfolio. Zuletzt hatte Zogg Mühe, einen Kopfsponsor zu finden. Eine Lösung scheint sich anzubahnen – nun dürften für die Verhandlungen auf der Seite der ehemaligen Gesamtweltcupsiegerin noch ein paar Argumente dazugekommen sein.
Nur für die Medaillen-Party hatte sie noch nicht so richtig Zeit. Das ändert sich nun. Am Mittwoch stiegen Zogg und Kollegin Jenny in den Flieger. «Nach Hawaii. Da haben wir dann vier Tage Zeit, unsere Medaillen gebührend zu feiern.»