Als Weltklasse-Snowboarder ist sich Pat Burgener Kälte und Schnee wahrlich gewohnt. Aber hier bekommt auch er kalte Finger: Der Westschweizer steht im Schneetreiben an der Main Street von Park City im US-Bundesstaat Utah und spielt auf seiner Gitarre. Für BLICK versucht er sich im Austragungsort der Snowboard-WM als Strassenmusiker.
Eine ungewohnte Aufgabe für ihn. Als Musiker hat der 24-Jährige bereits ein Album und eine EP aufgenommen, nun arbeitet er am nächsten Wurf. Dafür ist er viel im Studio, wenn er nicht gerade über die Halfpipes des Planeten brettert. «Die Musik hilft mir, gewisse Dinge aus dem Kopf zu bekommen», sagt Burgener. «Zum Beispiel die X-Games, die sind überhaupt nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Dann bin ich für ein paar Tage nach Los Angeles geflogen, habe Songs fürs neue Album geschrieben, jetzt fühle ich mich super.» Und jetzt steht er eben an einer Strassenecke in den Rocky Mountains. «Das mache ich fast nie. Aber man muss solche Dinge manchmal einfach versuchen», sagt Burgener. «Auch wenn ich mich heute Morgen gefragt habe, warum ich mir das antue.»
Im Schneegestöber der Western-Stadt bleiben nicht viele Passanten stehen. Ein freundliches Nicken und ein Lächeln ist aber allemal drin, und als Burgener seine Sachen zusammenzupacken beginnt, kommt aus einer Ecke plötzlich Applaus. «Das klang richtig gut», sagt Burgeners neuester Fan. Und beginnt zu fachsimpeln, als er hört, dass der Musiker auch Snowboard-Profi ist.
Der Traum von der WM-Medaille
Kurz darauf zieht Burgener ein Fazit zu seinem Feldversuch. «Ich hatte immer schon grossen Respekt vor Strassenmusikern. Du stehst da ganz alleine mit deiner Gitarre und musst die Leute von dir überzeugen. Das ist eine krasse Erfahrung.» Er sei froh, das nicht regelmässig tun zu müssen. «Ich mache das alle paar Jahre mal, um auch die Füsse auf dem Boden zu behalten. Dass Leute Eintritt bezahlen oder dein Album kaufen und dir Gehör schenken, ist ein Privileg», sagt der Schweizer, während er die Gitarre wegpackt.
Doch weggelegt wird das Instrument nur für kurze Zeit. In diesen Tagen hat die Halfpipe-WM Priorität. «Eine Medaille wäre toll», sagt Burgener. «Ich weiss, dass ich das draufhabe.» Und dann ist wieder die Musik dran. Der nächste Studiotermin in Los Angeles ist bereits gebucht. Da friert der Gitarrist dann auch nicht an die Finger.