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«Wenn fertig, dann endgültig»
Tritt Simon Ammann diesmal Ende Saison zurück?

In Planica findet mit dem Skifliegen der letzte Wettkampf der Saison statt für Simon Ammann. Ist es auch der letzte der Karriere? Möglich, sagt Ammann. Aber nicht sicher.
Publiziert: 21.03.2019 um 09:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2019 um 23:00 Uhr
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Sagt Simon Ammann bald «Tschüss»?
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Stefan Meier

BLICK: Alle Jahre wieder lautet die grosse Frage vor Planica: Springen Sie noch weiter, Simon Ammann?
Simon Ammann: Ich kann es noch nicht sagen. Ich will den Schluss vom Jahr jetzt geniessen, so wie er ist. Ich habe zuletzt einen guten Drive erwischt, hatte coole Flüge. Das macht Lust auf mehr, aber nicht mehr als auf Planica vorerst. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Aber mein Leben ist jetzt schon sehr vielschichtig, deshalb muss ich es mir sehr gut überlegen. Es gibt so viele Aspekte, die es zu beurteilen gibt. Ich mache das nicht auf die Schnelle. Ich mache jetzt einfach bis zum Schluss und dann schaue ich es an. Ich will mir sagen können: «Ich habe es anständig gemacht bis zum Schluss.» Deshalb gibt es jetzt nicht den einen Sprung in Planica.

Sie wissen es also schlichtweg nicht.
Nein. Ich suche aber auch nicht unbedingt diesen einen letzten Sprung. Es kann auch im Sommer einfach ein SMS aus den karelischen Wäldern geben und dort steht dann drin: «Das wars. Herzlichen Dank für alles!»

Treffen Sie den Entscheid allein oder auch mit der Familie?Natürlich mit der Familie. Im habe im Umfeld verschiedene wichtige Punkte, die stimmen müssen. Es sind Veränderungen fällig. Wir überlegen zum Beispiel, umzuziehen. Oder dann habe das Studium angefangen, was nicht ganz einfach ist, aber auch Lust auf mehr macht. Ich muss schauen, wie ich das Leben danach gestalte. Ich hatte jetzt die Möglichkeit, noch einmal ein Jahr zu springen. Die Fitness war extrem gut über das Jahr. Solange ich gesund bleibe, kann ich auf dem Level mithalten, das sehe ich auch jetzt am Saisonende. Vielleicht ist es nicht zu jedem Zeitpunkt so, aber es wäre möglich noch weiter zu machen. Ich muss das auf verschiedenen Bereichen ergründen. Aber das Private ist sicher ein wichtiger Grund. Nach der WM waren wir zum Beispiel auf den Ski mit dem Junior. Das sollte man mehr machen im Winter. Und diese Zeit fehlt mir.

Wie sehr nervt es, immer darauf angesprochen zu werden?
Es gehört irgendwie dazu, finde ich. Es ist die Frage und es ist auch schön, dass das Interesse da ist. Ich hatte jetzt gerade das Privileg, am Holmenkollen als Legende angekündigt zu werden. Das ist ein absolut schöner Status. Man wird geschätzt als älterer Springer, das mögen die Leute.

Im Skispringen gibt es immer wieder Rücktritte von Rücktritten. Wie wäre es bei Ihnen?
Ich finde, wenn es fertig ist, dann endgültig. Das Paket muss so gut zusammenstimmen. Wenn man eine zu lange Pause hat, dann reisst es ab. Da ist die Schwerkraft unerbittlich. Mit der kannst du nicht verhandeln. Wenn du es nicht gut machst, kommst du runter. Da muss man nicht meinen mit 40 Jahren, nach einer kurzen Pause zurückzukommen.

Was ist Ihr Antrieb – zumindest im Moment noch?
Immer das Ziel, wieder an die Weltspitze zu kommen und das, was ich mache, mit Freude zu machen. Letzte Wochenende hat man wieder mehr davon gesehen, von beidem. Das war immer mein Ziel. Mit Ehrgeiz bei der Sache zu sein, tüfteln zu können und besser zu werden

Wenn Leute sagen, er hätte schon vor Jahren zurücktreten sollen, wie reagiert er darauf?
Seit 2003 bin ich Vollprofi. Es ist ein absolut riesiges Privileg, über so lange Zeit gesund Spitzensport zu betreiben – die Unfälle mal aufgenommen. Es ist für mich aber klar, dass das nicht alle nachvollziehen können. Auch weil es nur ganz wenige Athleten gibt, die das so machen konnten. Ich will das nicht missen.

Das Gefühl des Siegens hatten Sie letztes Mal 2014.
Das ist es, was diese Saison etwas mehr schmerzt. Letztes Jahr hatte ich immerhin noch einen Podestplatz. Da siehst du wieder, wie viel Wert diese Zeremonie dann auch ist. Oder jetzt mit Killian Peier bei der WM, die Energie, die das freisetzt. Diese Emotionen waren für mich auch immer wichtig. Nach meinem Sturz 2015 hatte ich immer die Hoffnung, wieder dorthin zu kommen. Teil, von solchen Zeremonien sein zu können. Ich durfte das wieder erleben, aber es hätte mehr sein können. Aber es war auch keine einfache Geschichte.

Nach Peiers Bronze an der WM können Sie ja ohne schlechtes Gewissen gehen.
Was Kilian betrifft, ja. Da kann man guten Mutes sein. Er kann das Vorbild für die Kollegen sein. Wenn man seriös arbeitet und sich weiter entwickelt, dann kann es eine ganz grosse Überraschung geben. Diese Info ist enorm wichtig für alle. Die Arbeit, die alle machen, die kann irgendwo hin führen. Das ist cool. Die Medaille gibt dem Skispringen eine top Perspektive. Aber man muss auch sagen, dass es für das Team noch weitere gute Kollegen brauchen kann. Da gibt es viel Arbeit. Und ich wäre da nicht der Schlechteste.

Was erwarten Sie nun noch von Planica?
Planica ist mega. Mein grosses Ziel ist es immer noch, einmal 240 Meter zu fliegen. Ich bin noch immer top motiviert. Bei der Nordlandtournee habe ich gut in das Skifliegen reingefunden, aber es hat Kraft gekostet. Ich konnte mich gut ein paar Tage erholen. Ich werde das Messer zwischen die Zähne nehmen und versuche, einen rauszuhauen.

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