Der Tag der Heiligen Drei Könige beginnt für Simon Ammann (33) eigentlich so gut. Ehefrau Yana Yanovskaya (29) ist mit dem gemeinsamen Sohn Théodore (3 Monate) erstmals bei einem Skispringen zu Besuch.
Dann erhält er kurz nach 14 Uhr eine gute Nachricht aus dem drei Auto-Stunden entfernten Seefeld in Tirol. Dem Austragungsort der Nordischen Ski WM 2019. Kilian Peier aus dem Vallée de Joux VD gewinnt das Alpencup-Springen, zwingt die Kohorten der jungen österreichischen Skispringer souverän in die Knie.
Altmeister Simon Ammann (33) sieht es als gutes Omen. «Ich freue mich für Kilian, er ist ein Riesentalent. Unser Nachwuchs lebt», sagt er nach dem Probesprung in Bischofshofen. Er hat beim Abschluss-Bewerb auf der Paul-Ausserleitner-Schanze nur noch ein Ziel: an seiner 17. Vierschanzentournee endlich einmal auf österreichischem Boden zu gewinnen.
Die Tournee hat er nach seinem Sturz in Oberstdorf verloren. In Garmisch (2.) und Innsbruck (3.) zeigt er aber seine Klasse. In Bischofshofen landet er nach dem ersten Sprung (130,5 m) auf Rang 8. «Oh, ich war beim Absprung viel zu spät», scherzt Simi. «Dank meinem Tempo konnte ich aber noch so weit springen.»
Yana undThéodore bei Simi im Sital
Dann schultert er die Ski und sagt den Satz, der ihm später zum Verhängnis wird. «Jetzt brauche ich noch eine Bombe.» Er trifft die Kante genau, segelt auf die drittbeste Weite (136 m). Weil er jeden Meter aus dem Sprung rauskitzelt, landet er mit Vorlage. Es reisst ihm die Ski auseinander, und er knallt mit dem Gesicht auf den Schnee.
Ein typischer Ammann-Sturz, wie schon letzte Saison zweimal in Lillehammer. Im Stadion sind 20 000 Fans still. Simi liegt bewusstlos im Schnee. Er blutet fürchterlich im Gesicht. In der Ambulanz wacht er wieder auf. Er ist ansprechbar und kann alle Glieder bewegen. Mit Blaulicht kommt er ins Spital nach Schwarzach, dem Ort von Tournee-Sieger Stefan Kraft. Dessen Zimmer-Kollege Michael Hayböck gewinnt sein erstes Weltcup-Springen. Viel wichtiger: Ammann hat keine schweren Verletzungen. Er erlitt eine leichte Hirnerschütterung. Diese erste Diagnose freute natürlich auch Ehefrau Yana, die mit Söhnchen Théodore und Trainer Martin Künzle ihren Simi besuchen durfte. Zur Kontrolle muss Ammann die Nacht jedoch noch im Spital bleiben.
Für den Toggenburger ist es der schwerste Sturz seit 2002 in Willingen: Der damals 20-jährige Gymnasiast knallt aus 7 Metern Höhe auf den Hügel. Er hat grosses Glück, erleidet bloss Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Denn wenn Simon fliegt, fliegen auch seine Schutzengel mit.