«Ich kann es wieder an die Spitze schaffen»
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Ammann zurück auf der Schanze:«Ich kann es wieder an die Spitze schaffen»

Simon Ammann ist zurück auf der Schanze
«Ich kann es wieder an die Spitze schaffen»

Rücktritt? Nein danke! Simon Ammann ist auch mit 38 Jahren motiviert bis in die Haarspitzen. Nach Olympia 2022 ist dann aber definitiv Schluss.
Publiziert: 12.05.2020 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2021 um 12:59 Uhr
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Noch lange nicht müde: Simon Ammann macht bis 2022 weiter.
Foto: TOTO MARTI
Mathias Germann (Text), Toto Marti (Fotos)

Dienstagmorgen, 9:00 Uhr. Die Wolken über Einsiedeln hängen tief. Es ist ruhig, fast still. Das Thermometer an diesem Morgen im Mai zeigt gerade mal vier Grad an. Eine dünne Schneeschicht bedeckt die Baumwipfel. Dazu weht eine leichte, fiese Brise. Kurzum: Der Eisheilige Pankratius macht seinem Namen alle Ehre.

Doch dann ist es auf einmal fertig mit der Ruhe. Es zischt, kurz darauf ertönt ein dumpfer Knall. Soeben ist Simon Ammann (38) nach 120 Metern in der Luft sicher gelandet. «Das het gfägt!» sagt er kurz darauf. Sein Lächeln verrät: Er ist glücklich. Das nasskalte Wetter? Ist ihm egal. Denn Ammann ist in seinem Element. Nach zwei Monaten Corona-Pause darf er endlich wieder das tun, was ihm die Welt bedeutet: Skispringen. «Das Feuer in mir brennt», sagt er. «Wer es nicht glaubt, sollte mir genau an so einem Morgen wie heute zuschauen.»

Kritische Stimmen

Ammann meint das nicht böse. Und doch ist ihm bewusst, dass es kritische Stimmen gibt. Nicht alle verstehen, warum der zweifache Doppel-Olympiasieger (2002 und 2012) vor einem Monat ankündigte, noch bis 2022 weiterzuspringen. «Der hat den Abgang verpasst», ist die übliche Parole. Doch sie perlt an Ammann ab.

Kein Wunder. Denn: Erstens erhält er viel mehr Anerkennung und Gratulationen als Kritik. «Diese Wertschätzung freut mich riesig», sagt er. Und zweitens lässt er sich nicht von Aussen diktieren, wann er zurückzutreten habe. «Ich gehe auch nicht in den Laden und sage der Person an der Kasse, die seit 20 Jahren dort arbeitet, dass sie nun aufhören soll. Warum auch?»

«Am Morgen tut mir nichts weh»

Ammann hat sich mittlerweile umgezogen, sitzt in einem Büro in den Katakomben der Schanzenanlage. «Ich habe Spass am Skispringen. Und die Überzeugung, dass ich es wieder an die Spitze schaffen kann», sagt der Toggenburger. Blickt man auf seine letzte Saison, lässt sich kaum Nährboden für diese Aussage finden. Nur zweimal landete Ammann in den ersten 20 und zum Zeitpunkt des Winter-Abbruchs (wegen Corona) am 11. März lag er im Gesamtweltcup auf Rang 35. Viel zu wenig. «Stimmt. Doch ich spürte eine positive Entwicklung beim Setup», sagt er. Damit meint er das Zusammenspiel seines selbst entwickelten Karbonschuhs und dem Ski des slowenischen Herstellers Slatnar. Ob Ammann diese Marke weiterhin springen wird oder zu Fischer zurückkehrt, werden Tests in den kommenden Monaten zeigen.

Das ist nicht alles, woran Ammann arbeiten wird. Er wird sich auch physisch quälen. Dafür ist er bereit. «Die Sprünge auf der Schanze sind die Kür. Viel härter ist es, im Sommer Kraftraum zu stehen und eine Übung nach der anderen zu machen, obwohl man eigentlich nicht mehr mag. Doch genau da gibts die Antwort auf die Frage: Weitermachen, ja oder nein?» Er führt aus: «Noch einmal 10 Rumpfbeugen mehr. Noch 10 Kilo draufpacken. Bin ich wirklich dazu bereit?»

Ammann ist es. «Mit tut am Morgen beim Aufstehen nichts weh», sagt er. Gleichzeitig gibt er zu, dass er Ziele braucht, um die letzten Prozente aus sich herauszupressen. Diese hat er sich gesetzt: Mit der Skiflug- und der nordischen WM 2021, vor allem aber mit Olympia 2022 in Peking. Es wären Ammanns siebte Spiele. Damit würde er Schweizer Geschichte schreiben – bislang halten er und Dressurreiterin Christine Stückelberger den Rekord mit sechs Teilnahmen. «Ich brauche die grosse Geschichte», gibt er zu.

Er würde wohl mit 80 noch springen

Bleibt die Frage: Wird Ammann dann mit 40 Jahren und insgesamt 26 Weltcup-Saisons tatsächlich die Ski an den Nagel hängen? «Ja, definitiv. Peking ist ein schönes Schlussziel.» Das Feuer für den Sport werde danach aber trotzdem nie erlöschen, ist er überzeugt. «Ich werde wohl auch mit 80 Jahren denken: Eigentlich wäre es cool, nochmals zu springen!»

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