Simon Ammann im Interview
Hören Sie Ende Saison auf?

Simon Amman (34) sagt, er sei müde. Das nach 26 Weltcup-Bewerben in Serie – persönlicher Rekord. Verflogen ist die Angst im Flug, geblieben sind schlechte Landungen.
Publiziert: 13.03.2016 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:15 Uhr
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Simon Ammann.
Foto: Keystone
Interview: Hans-Peter Hildbrand, Titisee-Neustadt

Simon Ammann, nicht davonlaufen! Die erste Frage kommt ohne Aufwärmen: Hören Sie Ende Saison auf?

Simon Ammann: Mir ist bewusst, die Leser erwarten eine Antwort. Die Saison ist in einer Woche fertig. Aber ich muss die Gnade haben, zu warten. Der Kopf soll klar sein. Jetzt kann ich darauf keine Antwort geben.

Beim ersten Springen in Titisee landeten Sie am Samstag auf Platz 7. Ihr bestes Saison-Resultat. Aber bescheiden für einen vierfachen Olympiasieger. Haben Sie trotzdem noch Freude am Skispringen?

Ich hatte durchaus sehr schöne Momente auf der Schanze. Ja, es macht nach wie vor Spass. Es ist ein schöner Beruf. Vieles muss zusammenpassen – und muss immer wieder neu zusammenfinden. Diese Saison ist halt schon anders gelaufen, als wir uns das vorgestellt haben. Ich hatte Schwierigkeiten, die sich nicht so gut lösen liessen. Jetzt bin ich gesundheitlich etwas angeschlagen, ich bin müde. Ich bin noch nicht an dem Punkt, wo ich eine Planung für die Zukunft machen kann.

Sie haben diese Saison bisher alle 26 Weltcupspringen absolviert. Alle in Serie. Persönlicher Rekord?

Ja, und der bald 44-jährige Noriaki Kasai hat dann am Sonntag deren 500 auf dem Buckel. Ich werde dann 357 in der Bilanz haben.

Warum sind Sie in dieser Saison so viel gesprungen?

Zu Saisonbeginn hatten wir zwar diskutiert, das eine oder andere Springen vor der Tournee auszulassen. Ich war dann aber nahe dran mit den Landungen. Daher wollten wir die Wettkämpfe nutzen.

Sind Sie mit der Saison zufrieden?

Jein! Das Projekt mit der Landung hat sich leider nicht weiterentwickelt. Es war ein sehr harter Weg vom letzten Sommer bis Bischofshofen. Erst da habe ich gemerkt, was dieser Sturz 2015 für mich bedeutet hat. Ich habe es immer vor mir hergeschoben. Dann ging der Respekt über in Angst.

Wann hat sich denn die Angst gelöst?

An der WM am Kulm, ausgerechnet auf der neuen Skiflugschanze, die ich vorher noch nie gesprungen bin. Dann machst du den ersten Sprung. Ich fahre hinunter und merke: Das beklemmende Gefühl, das beim ersten Sprung immer da war, ist plötzlich weg. Da war ich mega happy.

Warum hat sich dieses Gefühl nicht gehalten?

Wir haben viel getüftelt. Das Springen zwar nicht auf den Kopf gestellt, aber etwas versucht. Das hat auf der einen Seite viel gebracht – aber es kam nicht der Sprung heraus, den ich mir erhofft habe. Damit ich sagen kann: Mit dem Sprung gehe ich entweder in die Zukunft oder jetzt höre ich auf. Ich bin einen langen Weg gegangen, aber so richtig beenden konnte ich ihn nicht.

Trainer Pipo Schödler hört nach einem Jahr auf. Gab es Dissonanzen? Sie sehen den Flug als Ganzes, Schödler in zwei Teilen.

Verschiedene Ansichten sind wichtig. Das war mit dem früheren Trainer Martin Künzle auch nicht anders. Das war für mich schon in Ordnung. Doch schlussendlich bin ich der, der springen muss. Dann muss ich dort anknüpfen, wo ich war. Wenn du aber sehr viel Respekt hast, ist das nur begrenzt möglich.

Der Landungswechsel von links nach rechts ist nicht einfach. Sie müssen nach 17 Jahren das Muskelgedächtnis überlisten!

Abläufe sind starr, die sind drin. Ich muss sie übergehen können. Darum ist dieser Prozess so langwierig. Wenn du oben losfährst, kannst du es nicht mehr von dir wegschieben. Dann muss ich dort anknüpfen, wo ich mich auskenne. Und von dort aus weiterbauen. Und das ist eine relativ hartnäckige Sache.

Ein anderer Rückblick auf diese Saison. Ist Ihre Familie nicht zu kurz gekommen?

Vor allem am Anfang war es hart. Wir waren viel unterwegs, hatten aber nicht so viele Wettkämpfe. Die Familie kam mit nach Innsbruck und Bischofshofen, das war für mich super. Was wir letztes Jahr mit dem Sturz erlebt hatten, konnten wir in meinem Sinn überschreiben. Extrem lang waren die zwei Tourneen im Norden. Ich bin nicht traurig, dass Neustadt im Schwarzwald liegt, da bin ich am Sonntagabend wieder rechtzeitig daheim.

Haben Sie denn auch Zeit für sich. Wann sind Sie das letzte Mal selbst ein Flugzeug geflogen?

Das war im Herbst. Die Theorie für den Instrumentenflug wird weiter gelernt. Lernen wäre eigentlich eine gute Sache, wenn es dir auf der Schanze läuft. Wenn die Probleme aber so hartnäckig sind, ist das Abschalten nicht einfach.

Sie sind gerne in Asien?

Ja, das stimmt.

Wo finden die Olympischen Spiele 2018 statt?

In Pyeongchang! Ich war noch nie in Südkorea. Wir sind die Sache noch ein bisschen am Ausbeineln ... Aber wie gesagt, das braucht ein Versprechen, das ich im Moment nicht abgeben kann.

Also, müssen wir bis zum Frühling warten?

Ja, dann wissen die Leser wohl mehr.

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