Horror-Sturz von Daniel-André Tande in Planica
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Norweger verliert Kontrolle:Horror-Sturz von Daniel-André Tande in Planica

Schwere Krankheit und Selbstmord-Drama um den kleinen Bruder
So hart meint es das Schicksal mit Sturz-Opfer Tande

Daniel-André Tande wird vom Leben gebeutelt. Der Skisprung-Star wäre schon einmal fast gestorben und trauerte um seinen Bruder. Nun überlebt er einen Horror-Sturz in Planica.
Publiziert: 26.03.2021 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 20:52 Uhr
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Am Weltcup in Planica ist Daniel-André Tande schwer gestürzt.
Foto: Getty Images
Stefan Meier

Es ist die beste Nachricht nach dem Horror am Donnerstag in Planica. Der Norweger Daniel-André Tande befindet sich zwar im künstlichen Koma, den Kampf gegen den Tod scheint er aber zu gewinnen.

Tande sei ausser Lebensgefahr, teilt Veranstaltungsarzt Tomislav « am Donnerstagabend mit. Er wurde in einem stabilen Zustand ins Universitätsspital von Ljubljana aufgenommen. Dort wurde er getestet, und die Aussichten auf eine baldige Genesung seien äusserst gut.

Tande atmete nicht mehr selbstständig

Doch die Worte des Arztes zeigen auch, wie dramatisch die Lage nach dem schlimmen Sturz war. «Daniel war bewusstlos, als wir ihn in den Krankenwagen brachten. Er musste intubiert und mechanisch beatmet werden», so Mirkovic. Das deutsche Fernsehen ZDF berichtete zudem, dass Tande mittels Herzmassage wiederbelebt werden musste .

Mirkovic: «Nachdem sich sein Zustand etwas stabilisiert hatte, haben wir ihn mit dem Hubschrauber in die Universitätsklinik nach Ljubljana gebracht. Die Voruntersuchungen waren sehr vielversprechend. Jetzt werden wir 24 Stunden abwarten, anschliessend werden die Tests wiederholt. Am Freitagnachmittag werden wir also mehr wissen.»

Clas Brede Braathen, der Teamleiter des norwegischen Skisprungteams, berichtet beim norwegischen Sender NRK, dass sich Tande das Schlüsselbein gebrochen hat und sich zudem eine Lungenverletzung zugezogen hat. Er sei im künstlichen Koma, um den Stress für das Gehirn zu reduzieren.

Tande wegen schwerer Krankheit: «Ich habe gedacht, dass ich sterbe»

Ausgerechnet Tande. Der 27-jährige mehrfache Weltmeister und Olympiasieger hat in seinem Leben schon einiges durchmachen müssen. Im Mai 2018 stand er bereits einmal dem Tod gegenüber wegen einer gefährlichen und sehr seltenen Hautkrankheit, dem «Stevens-Johnson-Syndrom» vermutlich durch eine allergische Reaktion auf ein Medikament ausgelöst.

Es begann mit einer harmlos scheinenden Entzündung im Mund. Doch schnell eskalierte die Lage. Als er nach Mittagsschlaf wieder aufgewacht ist, habe er nicht mehr atmen können, beschrieb er einst im «Spiegel». «Ich habe gedacht, ich sterbe.»

«Mein Mund war eine grosse Wunde»

Ein Teil der für die Behandlung notwendigen Medikamente stand auf der Dopingliste. «Aber es gab keinen anderen Weg, um die Krankheit zu behandeln. Mein Mund war eine grosse Wunde, ich musste durch einen Schlauch ernährt werden.»

Zwei Wochen verbringt Tande damals im Spital, denkt auch ans Karriereende. Doch er beschliesst, zu kämpfen, findet die Motivation wieder. Doch der Norweger verliert in dieser Zeit viel an Gewicht und Muskeln. Monatelang kann er nicht springen. Doch er schafft es zurück an die Weltspitze.

Kleiner Bruder beging Selbstmord

Bereits im Jahr 2017 musste er einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sein jüngerer Bruder Hakon beging Selbstmord. Nachdem er im Wald aufgefunden wurde, wurde er zunächst mehrere Tage im Koma am Leben gehalten. Nach neun Tagen wurden die Maschinen angehalten.

Tande flüchtete sich in den Sport. «Ich habe trainiert, um mich davon abzulenken. Skispringen war schon immer mein Zufluchtsort. Wenn ich trainiere, schaffe ich es, mehr oder weniger alles andere wegzuräumen», verriet er gegenüber TV2.

Zusammenbruch nach WM-Gold

Als er dann aber 2018 zu Gold an der Skiflug-WM sprang, brach alles aus ihm heraus. «Ich habe in der Kabine gesessen und geweint», so Tande. Er habe einfach nicht damit aufhören können. «Mein erster Gedanke war, dass ich wünschte, er hätte dort sein können.»

Ein Tattoo auf dem linken Unterarm erinnert ihn heute jeden Tag an seinen kleinen Bruder.

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