In Bern stehen Sie aktuell als Holzfigur. Eine hölzernen Eindruck wollen Sie in der neuen Saison aber kaum abgeben…
Simon Ammann: Ich bin sehr stolz auf meine «Woodvetia»-Figur. Aber im Winter soll es fetzen. Wir haben im Sommer genug gehobelt! Zuletzt hatte ich Sprünge, die der Idealvorstellung sehr nahe kamen. Das wollen wir nun zeigen.
Ihre 21. Weltcup-Saison wird die dritte Saison seit der Umstellung der Landung mit dem rechten Fuss vorne.
Ich will zeigen, dass ich bei der Umstellung Fortschritte gemacht habe und dass ich wieder zur Spitze aufschliessen kann. Ich möchte beweisen, dass ich immer noch zu Recht skispringe.
Was gibt nach zwei mageren Jahren Hoffnung?
Die Arbeit vom Sommer. Physisch fühle mich bereit. Die Basis ist da. Jetzt lässt es sich mit einem Dampfer vergleichen. Er ist nun in Fahrt. Was volle Fahrt bedeutet, werden wir sehen.
Bisher war es ein nur Ruderboot?
Vorher war es eher ein alter Bus. Er ist nicht schneller, nur lauter geworden (lacht). Jetzt lässt sich ein normaler Sprung normal landen. Das ist mir viel wert. Ich hoffe jetzt, dass ich es umsetzen kann und die Punkterichter sehen, dass ich mich verbessert habe. Wir sind im Sommer auch durch lustige Änderungen einen Schritt vorwärts gekommen.
Erklären Sie!
Es ist noch nicht der Zeitpunkt, darüber zu reden. Es geht um die Landung… Im Skispringen diskutiert man manchmal etwas, und es kommt an einem anderen Ort etwas Gutes raus. Wir haben über uns selber gelacht, als es passierte.
Ihr zweites Geheimnis soll ein Schuh-Projekt sein.
Das ist noch völlig offen. Es ist ein sehr diffiziles Thema. Es ist auch nicht soweit, dass man von einem Trumpf reden könnte.
Fliegen Sie wieder in die Top-5?
Mein Ehrgeiz ist sehr gross, zu zeigen, dass ich gute Sprünge hinlegen kann. Ich will aber keine Prognose abgeben. Ich will mich einfach wieder in den vorderen Ranglistenbereich reinarbeiten.
Denken Sie an eine Olympia-Medaille?
Man muss im Weltcup in die Top-5 rein, dann kann man wieder mit dem Träumen beginnen. Aber wir haben noch viel Arbeit. Wichtig ist, dass ich jetzt liefere. Ob das für ein Happyend an Olympia reicht? Wir werden sehen.
Wenn Ihr Dampfer abschifft: Hören Sie dann auf?
Ich muss gut springen, damit ich eine Wahl habe. Ich hoffe, dass ich nicht aufgehört werde. Aber die Frage gabs schon vor einem Jahr. Doch letzte Saison war nicht alles schlecht. Zudem stand die Olympia-Saison bevor. Da kannst du nicht einfach aufhören. Eine grosse Abschiedsparty will ich sowieso nicht. Warum nicht ein ruhiger Abgang wie Bode Miller? Das könnte ich mir auch vorstellen.
Es wird ihr erster Winter als zweifacher Vater.
Ich hoffe, dass es gut geht mit der Familie. Letzte Saison war es in der zweiten Saisonhälfte nicht ohne mit der langen Tour. Ich hoffe einfach, dass ich mal Zeit habe zum Skifahren mit dem Kleinen (Sohn Théodore (3), d. Red.). Es wäre fies, wenn er seine ersten Schwünge im Schnee ohne mich macht (lacht).