Killian Peier schreibt an der Nordisch-WM das schönste Schweizer Märchen, mit Bronze auf der Grossschanze. Er selber erklärt den Exploit mit dem «Wunder des Skispringens». Doch da steckt noch etwas mehr dahinter. Ein Geheimnis, das aus dem Kochtopf von Vater Jean-Pierre stammt.
«Ich mache gerne Konfitüre, ganz einfach. Und er nimmt immer meine», verrät der Sportlehrer. Wenn Killian seine Eltern in La Sarraz VD besucht, bringt er die leeren Gläser mit. «Und dann nimmt er immer frische Konfitüre mit. Vor der WM mussten wir ihm Framboise bringen. Ich weiss nicht, warum Himbeere. Ich mache viele verschiedene Sorten.»
Hauptsache, Killian schmeckts. «Ein normaler Tag beginnt für mich mit der Konfitüre meines Papas», sagt er. Auch heute wird er sie sich aufs Brot schmieren. Doch dann soll ein nicht ganz normaler Tag folgen. Dann will er nach den Sternen greifen.
Im Kreis der Favoriten
Auf der Normalschanze in Seefeld gehört der 23-Jährige nämlich wieder zum Kreis der Favoriten auf Edelmetall. Im Training hatte er die Schanze schon im Griff, sprang am ersten Tag sogar Bestweite. In der windigen Quali gestern hat er etwas mehr Mühe, es gibt den 10. Platz.
Aber Peier ist in Lauerstellung. Die Eltern sind wie die ganze Schweiz total überrascht von ihrem Sohn. «Wir haben das nicht erwartet, nicht einmal daran gedacht», sagt Jean-Pierre Peier. «Völlig nervös» werden er und Killians Mutter Romana deshalb heute sein.
Auch die beiden haben gemerkt, dass sich bei ihrem Sohn viel geändert hat seit der Enttäuschung in der letzten Saison, als er nicht mit zu den Olympischen Spielen durfte. Er wurde ein Stück weit auch ein neuer Mensch. «Er ist viel offener geworden mit uns», sagt Romana. «Er spricht mehr mit uns. Auch über das Skispringen.» Früher habe er das nicht gemacht. Jean-Pierre: «Aber jetzt sind die Resultate da. Er ist zufriedener, ausgeglichener.»
«Wir sind immer da für ihn!»
Die beiden sind nicht die typischen Sportlereltern. Trotzdem ist übrigens auch Killians Bruder Elliott (21) Spitzenklasse. «Er ist dreifacher Schweizer Meister auf der Slackline. Immer in den gleichen Jahren wie Killian beim Skispringen», sagt Jean-Pierre nicht minder stolz. Unter Druck setzen sie keinen der beiden.
Doch immer helfen sie, unterstützen. Das ist das andere, was sie Killian nebst der Konfitüre geben. «Wir sind immer da für ihn und stehen hinter ihm. Er spürt das», sagt Jean-Pierre. In der Familie galten schon immer Werte wie Zufriedenheit und Bescheidenheit. Und dass man die eigenen Träume zu realisieren versucht.
Jean-Pierre Peier erinnert sich gut an jenen Tag im Jahr 2002, als Simon Ammann Olympia-Gold gewann und Killian in der Stube verkündete: «Den Sport will ich auch machen. Ich will Ski springen.» 7 Jahre alt war er damals. «Wir dachten, das sei noch zu jung», sagt der Papa. Doch der Traum war geboren. Mit 11 brachten sie ihn erstmals an eine Schanze. Und jetzt ist er drauf und dran, alle seine Träume wahr werden zu lassen.