Am 17. Januar war es so weit: Charlotte erblickte das Licht der Welt. «Ich bin super happy, nach Théodore nun auch eine Tochter zu haben», sagt Simon Ammann. Bloss: Seither hat er seine Tochter kaum einmal gesehen.
Gerade einmal 19 von 70 Tagen bis zum Saisonfinale am Sonntag verbrachte er zu Hause. «Die Geburt mitten in der Saison machte es nicht einfach. Aber wir werden das meistern.» Mit «wir» meint der 35-Jährige vor allem auch seine Frau Yana, die zu Hause alle Hände voll zu tun hat. «Umso mehr freue ich mich darauf, dass die lange Saison jetzt vorbei ist und ich nach Hause kann. Dann habe ich den ganzen Frühling und Sommer für meine Kinder.»
«Ich werde sie voll unterstützen»
Das sei Ammann gegönnt. Etwas ist aber jetzt schon klar: Nach dem Winter ist vor dem Winter. Zumal Simi nicht an Rücktritt denkt und mindestens bis Olympia 2018 weiterspringt. Dann wird sein Sohnemann knapp dreieinhalb Jahre alt sein. Vielleicht kann er sich dann ja sogar einmal daran erinnern, dass sein Vater in Pyeongchang gesprungen ist.» Aber letztlich ist dies für Ammann nicht entscheidend. «Es gehört nicht zu meinen Zielen, dass mich meine Kinder einmal bewusst als Spitzensportler erleben.»
Wichtig ist für den besten Schweizer Skispringer der Geschichte anderes. Nämlich dass sich Théodore (2) und Charlotte frei entwickeln können und wenn möglich nicht immer auf ihren berühmten Papi angesprochen werden. Daher ist Simis Wunsch nur logisch, wenn er sagt: «Falls sie ein besonderes Talent haben, werde ich sie dabei voll unterstützen. Aber ich wäre froh, wenn es nicht gerade Skispringen ist. Denn in so einem Fall wären die Fussstapfen ziemlich gross.»
Rücktritt? «Mal schauen»
Freuen würde sich Ammann dagegen, könnte er seinen Kindern etwas von seiner inneren Ruhe mitgeben. «Auch wenn man diese bei mir nicht immer merkt», sagt er lachend. Und ergänzt: «Ich meine dies eher im Sinne von Demut. Sie sollen immer mit beiden Beinen auf dem Boden stehen.»
Der Doppel-Olympiasieger von Salt Lake City (2002) und Vancouver (2010) blickt also – auch privat – bereits in die Zukunft. Da stellt sich natürlich die Frage: Wird Ammann nach der Olympia-Saison zurücktreten, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können? «Mal schauen», lässt er sich nicht in die Karten blicken. «Zuerst mach ich mal das.»