Engelberg im Kanton Obwalden, an einem Wintertag im Jahr 2012. Irgendwo in einem verschneiten Garten toben sich Kinder aus. Sie bauen aus einem Haufen Schnee eine Schanze, um mit den Skiern darüber zu sausen. Sie eifern ihren grossen Vorbildern nach. Stars wie Didier Cuche, Bode Miller und Lindsey Vonn sind ihre Helden.
Doch dann ist da noch die kleine Sina Arnet. Bevor sie losfährt, ruft sie laut «Simon Ammann!» und stellt sich vor, so grazil wie der vierfache Olympiasieger über den Schneehaufen zu fliegen.
So in etwa kann man sich die Geschichte vorstellen, die Sina Arnet im Gespräch erzählt. Mittlerweile ist die Engelbergerin volljährig. Warum Simon Ammann damals einen derartigen Eindruck bei ihr hinterlassen hat, weiss die 18-Jährige nicht mehr so genau. «Vermutlich, weil ich ihn mit meinen Eltern beim Weltcup in Engelberg habe springen sehen.» Auf jeden Fall war der Eindruck bleibend. Arnet ist mittlerweile selbst Skispringerin und bestritt ihre Weltcup-Premiere im März 2022.
Sie ist zusammen mit Emely Torazza (19) und Rea Kindlimann (21) eine von drei Schweizer Skispringerinnen, die am Donnerstag bei der Weltcup-Premiere der Damen in Engelberg über die Gross-Titlis-Schanze segeln wird. Die Vorfreude bei der Sportschülerin ist gigantisch: Denn mit dem Wettkampf vor der Haustüre geht ein weiterer Traum in Erfüllung: «Als ich mit dem Sport begann, wünschte ich mir so sehr, einmal von dieser Schanze springen zu können. Dass es nun sogar ein Wettkampf hier stattfindet, ist mega schön!»
Engelberg als «riesige Chance»
Dass seit diesem Jahr auch die Damen einen Weltcup in der Schweiz springen, bezeichnet Arnet als wertvoll. Denn noch stehen die Frauen im Schatten der Männer. Das merkt die junge Skispringerin auch im Alltag immer wieder: «Oft reagieren die Leute verwundert und erstaunt, wenn sie erfahren, dass ich Skispringerin bin. Viele wissen nicht, dass Frauen diesen Sport auch betreiben. Danach finden es die Leute immer cool.»
Vom Heim-Weltcup verspricht sich Arnet mehr Aufmerksamkeit für den gesamten Sport. «Die Menschen müssen einfach mal sehen, dass es auch in der Schweiz Skispringerinnen gibt. Natürlich nicht so erfolgreich wie ein Simon Ammann. Aber wir sind hier, wir sind dabei.»
Arnet steht noch am Anfang ihrer Karriere. Entsprechend entspannt kann sie diese Saison angehen, in der keine Grossanlässe anstehen. «Es ist eine Riesenchance, um Erfahrung zu sammeln oder auch mal was auszuprobieren. Das kann ich jetzt noch gut gebrauchen.»