Er sammelt Geld, damit seine Heimschanze in Schuss bleibt
Keiner will für Simi spenden

Für die Schanzen in Einsiedeln sammelt Simon Ammann (39) Geld. Das Projekt der Skisprung-Legende droht krachend zu scheitern.
Publiziert: 25.10.2020 um 16:53 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 10:48 Uhr
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Da war noch alles in der Spur. Simon Ammann 2013 in Einsiedeln neben der Anlaufspur der Schanze.
Foto: Blicksport
Stefan Meier

Es ist sein letztes grosses Ziel als Sportler. Simon Ammann will 2022 noch einmal bei Olympia antreten. Er träumt noch immer von Medaillen und Siegen. Danach macht der vierfache Olympiasieger Schluss. Doch ein goldener Abschluss der Karriere ist derzeit unrealistischer denn je. Einerseits, weil Ammann seit Jahren seiner Bestform hinterherspringt. Andererseits, weil der 39-Jährige schon bald seiner Heimatbasis beraubt wird.

Ammann stellt klar: «Wenn wir die Spuren nicht erneuern, springt ab Ende 2020 niemand mehr in Einsiedeln. Das wäre verheerend für die Olympiavorbereitung.» Denn bei seinen Goldmedaillen 2010 sei jene Basis ein wesentlicher Teil der Vorbereitung und des Erfolgs gewesen.

Doch nun genügen die Anlaufspuren in Einsiedeln den Anforderungen nicht mehr. Sie sind alt, abgenutzt. Simi & Co kommen nicht mehr auf Tempo. An eine vernünftige Vorbereitung ist so kaum mehr zu denken. Ammann müsste auf andere Schanzen ausweichen.

«Ich sorge mich schon darum, dass man dann wieder anfangen muss, herumzureisen. Denn man muss einfach immer dran sein und springen können. Sonst kommt man nicht weit», erläutert Ammann. In Einsiedeln ist das Nationale Leistungszentrum der Skispringer. «Ich bin in 10 Minuten oben. Wir brauchen kurze Wege, man muss unkompliziert einfach hoch auf die Schanze können.

Weil die Erneuerung der Anlage im letzten Jahr an der Urne in Einsiedeln scheiterte, ist das Ende der Schanzen nun nah. Doch die Springer um die Teamleader Ammann und Killian Peier haben beschlossen, zu kämpfen. Mittels Crowdfunding wollen sie auf «I Believe in You» Geld für die Erneuerung sammeln.

100'000 Franken sammeln sie

Ammann verscherbelt dafür zum Beispiel die Flugausrüstung seines Rekordsprung auf 243 Meter. Anzug und Ski für 2500 Franken. Für 5000 Franken gibts ein Meet and Great mit dem Toggenburger. Total wollen die Springer 100’000 Franken sammeln, um ihren Teil an die erwarteten Gesamtkosten von 600’000 Franken beizutragen. Damit könnten die Anlaufspuren gekauft werden.

Ammann wäre für seinen Olympia-Traum auch bereit, selber etwas beizusteuern. «Die Schwierigkeit ist, dass zuerst die Spur gekauft werden muss. Falls die Finanzierung gelingt, kann ich mir durchaus vorstellen, mit meiner Dachdecker-Firma einen Teil der Arbeit gratis zu übernehmen.»

Simi und Co stehen bei knapp 10'000 Franken

Davon ist das Projekt aber weit entfernt. Seit über drei Monaten läuft der Versuch – noch ein Monat bleibt Zeit. Und es droht in einem Debakel zu enden. Nur gerade 9725 Franken sind bisher zusammengekommen! «Es ist enttäuschend, ja», gesteht Ammann ein. «Es ist extrem anspruchsvoll in dieser Zeit, Gelder dafür zu finden. Corona ist das eine riesige zusätzliche Erschwernis.»

Ammann, der zuletzt schon mit seinen politischen Ambitionen gescheitert ist, will aber nicht aufgeben. «Vielleicht kommt durch das Crowdfunding nicht alles Geld zusammen. Aber die Leute reden mehr darüber. Das ist schonmal gut», meint der dreifache Familienvater. «Vielleicht entsteht auch eine Kontroverse. Was wollen wir mit dem Skispringen in der Schweiz? Diese Frage muss man sich in dem Zusammenhang stellen.»

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