Drama-Stürze, Flaggen-Eklat und Co
Die schrägsten Geschichten der Vierschanzen-Tournee

Seit 66 Jahren wird die Vierschanzen-Tournee ausgetragen: Kaum ein Sportanlass hat so viele Anekdoten hervorgebracht. Eine Auswahl.
Publiziert: 30.12.2018 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2019 um 09:36 Uhr
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Eddie the Eagle in der Luft.
Foto: imago

Finne Silvennoinen blau
zuoberst aufs Treppchen

Die Finnen und der Alkohol: 
Hemmo Silvennoinen scherte sich 1956 keinen Deut um das Alkoholverbot und feierte die Silvesternacht durch. Statt des Absturzes folgte 
am 1. Januar der grosse Triumph! Nachdem sich sein Team für ihn eingesetzt und der finnische Teamchef die bereits ausge­sprochene Sperre wieder zurückgenommen hatte, überflügelte Silvennoinen alle – und gewann das Neujahrsspringen kurzerhand.

Flugverbot: Nykänen blau nach Hause

Matti Nykänen konnte man nicht unterstellen, je auf ein Glas Bier oder Wein getroffen zu sein, das ihm nicht geschmeckt hätte. So auch 1987, als der Finne mit Rest­alkohol im Blut auf den Schanzenturm steigen wollte. Daraus wurde nichts, Trainer Matti Pulli schickte ihn nach Hause. Im Jahr darauf gewann Nykänen die Tournee. 1991 beendete er seine Karriere, von seiner Alkoholkrankheit gezeichnet, still und leise.

Der Handwerker sprang
 in der Pause aufs Podest

Nicht immer waren die Skispringer Profis: 1959/60 zum Beispiel half der Deutsche Max Bolkart 
in seinem Heimatort Oberstdorf in der Organisation mit, er betätigte sich während des Trainings als Lautsprecher-Monteur. Nur für die Sprünge machte er kurz Pause – und wurde am Schluss Zweiter.

Seuchengefahr:
Einmal durchputzen

Als 1956/57 die Maul- und Klauenseuche wütete, mussten die Springer an der deutsch-österreichischen Grenze alle den Bus verlassen – um einzeln desinfiziert werden.

Flossen als «Flügel»

Schweizer Innovationskraft auch an der Vierschanzentournee. «Vogel­mensch» Walter Steiner sprang 1975/76 mit Flossenhandschuhen. Steiner wurde 1973/74 und 76/77 Tournee-Zweiter.

Flagge am Ärmel

Um Politik gings auch gerne mal: 1962 erblickte ein Oberstdorfer Dorfpolizist einen Ostdeutschen Springer mit DDR-Wappen am
Ärmel. Etwas, das in der BRD 
verboten war. Die Konsequenz: 
diplomatische Verwirrungen und ein Startverbot für die DDR-Springer. Drei Jahre lang mussten die DDR-Athleten der Tournee danach fernbleiben.

Keine Flagge gehisst

Aber vielleicht wollten sich die DDR-Springer einfach selber helfen: 1960 weigerten sich Deutsche und Österreicher, die DDR-Flagge zu hissen. Die Teams aus Sowjetunion, Polen und Tschechoslowakei reisten wie die Ostdeutschen aus Protest ab – es gewann der Elek­triker Max Bolkart. Siegprämie: ein Kochtopf. Immerhin.

Benzin in der Spur

Die Russen hielten sich 1975 für 
besonders schlau. Sie rieben ihre Ski mit Benzin ein, um in der 
Anfahr-Spur schneller zu sein. 
Darunter litten vor allem die nachfolgenden Athleten: Sie beschwerten sich darüber, dass die Spur langsamer geworden sei.

Eddie im Sturzflug

Keine Skisprung-Anekdoten ohne den verrückten Briten: Michael 
Edwards, genannt «Eddie the Eagle», kam 1989 in Innsbruck nicht weit. Er fiel bereits nach 50 Metern zu Boden, brach sich das Schlüsselbein und sieben Rippen.

Popstar Falco findet
 seinen Namen

Ein gewisser Johann Hölzel schaute am 1. Januar 1978 im TV das Neujahrsspringen. Besonders beeindruckte den Musiker der DDR-Springer Falko Weisspflog, den alle den «Falken» nannten. Hölzel beschloss, sich fortan Falco zu nennen – und startete als Popstar durch.

Pausenfüller für 4 Stunden

Marcel Reif und Günther Jauch wurden für ihren 76 Minuten füllenden Champions-League-Kommentar zum gefallenen Tor in Madrid 1998 mit Preisen überhäuft. Ex-ZDF-Mann Bruno Moravetz dürfte 
darüber nur lachen: Er musste am 1. Januar 1979 vier Stunden überbrücken, weil die Schanze in 
Garmisch nach einem extremen Temperatursturz vereist und nicht bereit war – ohne eine Pause. Am Schluss fand das Springen am nächsten Tag statt.

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