Die 17. Vierschanzen-Tournee in seiner 18. Weltcup-Saison ist für Simon Ammann (33) die fürchterlichste. Er stürzt beim Auftakt in Oberstdorf. Er hat grosses Glück, er steht ohne Kratzer auf. Der zweite Sturz beim Abschluss in Bischofshofen wird zum brutalen Aus.
Fast eine Woche liegt der Vierfach-Olympiasieger mit einer schweren Gehirnerschütterung im Spital von Schwarzach (Ö). Das Zimmer ist abgedunkelt. Er muss auf Fernsehen, Arbeiten am Computer sowie Lesen verzichten, damit sich das Gehirn in Ruhe erholen kann.
Daheim in Schindellegi tastet sich der Athlet langsam an seine Routine heran. «Wir haben ihm kein Datum, keinen Termin gesetzt», sagt Trainer Martin Künzle (35). In den ersten Trainingseinheiten arbeitet Ammann an der Rumpf- und Beinkraft. Dann folgen zaghafte Abläufe auf der Imitations-Schanze im Kloster Einsiedeln.
Anfang dieser Woche meldet sich Simi bei Künzle: «Ich bin bereit, such mir eine Schanze.» Die ist schnell gefunden. Die Spur und der Aufsprung-Hügel der Normalschanze in Oberstdorf sind in einem idealen Zustand. Simon macht an zwei Tagen insgesamt 12 Sprünge.
Verbands-Diskussionen
Die Trainingseinheiten werden zur Geheimaktion. Nicht einmal Disziplinenchef Berni Schödler ist eingeweiht. Was im Verband in Bern ein paar Diskussionen auslöst. «Ich wollte Simon von jeglichem Stress fernhalten», begründet Künzle seinen Entscheid, «und es war gut so».
An der Schanze ist wenig Betrieb. Gut für Ammann, der noch viel Zeit braucht. Die hat er bis zum 20. Februar, wenn in Falun (Sd) das WM-Springen auf der Normalschanze steigt. Es wird sein erster Wettkampf seit seinem bösen Sturz in Bischofshofen werden.