10 Weggefährten reden Klartext
«Simon Ammann ist und bleibt eine Legende!»

Schafft es Simon Ammann (37) nochmals zurück an die Weltspitze? Sonntagsblick hat sich in Engelberg OW umgehört: 10 Personen reden Klartext.
Publiziert: 18.12.2018 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2018 um 12:28 Uhr
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Aktuell läuft es Simon Ammann nicht nach Plan.
Foto: Keystone

Marco Steinauer (42), Ammanns erster Zimmerkollege (Tournee 1997/98)
«Simon braucht ein schnelles Erfolgserlebnis. Zwei automatisierte Flüge in einem Wettkampf – und er ist wieder da. Noch muss er sein Gefühl zum Ski und zum System noch kontrollieren, er springt nicht frei. Wenn er sein Gefühl wieder findet, dann kann er es schaffen. Dann wird er wieder vorne mitspringen.»

Martin Schmitt (40), ehemaliger Skisprung-Posterboy, Weltmeister (4), Olympiasieger, Gesamtweltcupsieger (2), Geschäftspartner ASP Sports
Simon hatte keinen einfachen Start in die Saison. Aber er hat nach wie vor grossartige Fähigkeiten. Er muss sie nur wieder rauskitzeln – dann ist er wieder Weltklasse. Wir haben viele Jahre gemeinsam verbracht, ich kenne seinen Ehrgeiz und sein Wille. Die Gefahr ist da, dass er sich im Material verzettelt, irgendwann muss man einem Setup vertrauen. Aber er packt das. Simon bewegt sich auf einem schmalen Grat – aber der ist oftmals auch der Höchste. Das ist reizvoll. 

Sepp Zehnder (75), Ammanns erster Disziplinen-Chef (1997)
«Prognosen im Skispringen? Heikel, weil der Sport kaum zu berechnen ist. Beispiel Kamil Stoch. Der Pole wird 2014 Doppel-Olympiasieger, stürzt ab, stellt die Technik um. Und gewinnt dann als erst zweiter Athlet alle vier Springen bei der Vierschanzen-Tournee. So eine Rückkehr traue ich Simon nicht zu. Aufs Podest wird es kaum reichen, doch unter die Top 15 kann er springen.»

Kamil Stoch (31, Pol), Olympiasieger (3), Weltmeister (2), Gesamtweltcupsieger (2) und Gewinner der Vierschanzentournee (2) 
Egal ob Simon momentan vorne mitspringt oder nicht: Er ist ein grossartiger Athlet und hat schon so viel erreicht – Simon kann jetzt nur noch für sich springen. Er soll immer ein Lächeln auf den Lippen haben, denn er muss niemandem mehr etwas beweisen. Ob Simon wieder an die Spitze schaffen wird? Es ist nicht einfach. Aber eigentlich rede ich nicht gerne darüber. Ich weiss noch, wie Simon in Salt Lake City 2002 Olympiasieger wurde. Damals war ich 14 Jahre alt und habe zu ihm aufgeschaut. Simon ist und bleibt für mich eine Legende!

Walter Hofer (63), FIS-Renndirektor Skispringen (seit 1992)
Skispringen ist sehr sensibel: Mit der Platzierung kann man die Leistung nicht immer einschätzen. Wenn Simon das richtige Setup findet, kann er aufs Podest zurückkehren. Wer sein Geld darauf setzt, hat es gut angelegt. Wenn Simon eines Tages aufhört, hoffe ich, dass er uns als Meinungsführer erhalten bleibt. Als Vertreter unserer Sportart. Ich habe mit ihm schon gesprochen über Marketing, Athletenbetreuung, Vermarktung, Sponsoring. Und bin überzeugt, dass er in diesem Feld bleiben wird – in welcher Position auch immer.

Sylvain Freiholz (44), ehemaliger Teamkollege
Simon hat schon alles erlebt im Skisprung-Zirkus. Wieso sollte er also noch so hart trainieren? Sein Ziel ist es nicht mehr, Olympiasieger oder Weltmeister zu werden. Das ist ihm scheissegal. Er hat andere Projekte – jetzt ist es das Tüfteln mit neuem Material. Ich bin überzeugt, dass es der richtige Schritt ist. Simon kann es eines Tages wieder aufs Podest schaffen – allerdings nicht auf jeder Schanze und nicht bei jedem Wetter.

Robert Johansson (28, Nor), Olympiasieger 2018
Ich bin sicher, dass es Simon wieder ganz vorne landen wird. Man darf ihn nicht abschreiben. Er braucht jetzt gute Sprünge und Kontinuität – dann tastet er sich wieder heran. Simon ist nicht nur als Konkurrent, sondern auch als Mensch ein toller Typ. Er ist immer glücklich und hat ein Lächeln parat, ich schätze ihn sehr.

Andreas Küttel, langjähriger Weggefährte im Weltcup und Weltmeister, Berater von Swiss Ski
Simon ist immer noch auf der Suche. Um vorne mitzuspringen, braucht es natürlich die volle Überzeugung – die ist nicht da. Im Sommer hat er viel getestet und nun gesehen, dass er nicht da ist, wo er gerne wäre. Darum ist es richtig, wenn er jetzt nicht weiter Neues ausprobiert. Für die Tournee bin ich optimistisch. Technisch sieht es recht gut aus, was Simon macht. Es fehlt einfach noch die Überzeugung und die Freiheit, die er durch die vielen Tests verloren hat. Aber es kann schnell gehen. Nun gilt es, Schritt für Schritt zu machen. Ich bin nicht im täglichen Training dabei. Aber manchmal ist das besser, denn sonst kann man betriebsblind werden. Es ist also gut, wenn zwei frische Augen auf seinen Prozess schauen. Das schätzt Simon. Ob er es nochmals ganz nach vorne schafft? In den nächsten zwei oder drei Wochen kaum. Aber der Winter ist lang und sobald es wieder auf die Skiflug-Schanzen geht, wird er parat sein.

Hans Wallimann (65), Ex-Regierungsrat und Co-Präsident Weltcup Engelberg
Simon hat nicht die Form, die man ihm wünscht. Aber er ist ein Stehaufmännchen. Schafft er den Turnaround, bricht der Bann. Ich wünsche, dass er den inneren Schweinehund überwindet. Das ist vielleicht nicht mehr so einfach, weil er jetzt eine Familie hat. Es wäre toll, wenn wir wieder hören könnten: «Flieg, Simi, flieg!» 

Sven Hannawald (44), Weltmeister (2), Olympiasieger, Sieger bei allen Springen der Vierschanzentournee 2001/02, Eurosport-Experte
Ich habe den grössten Respekt vor Simon. Weil er aus einer anderen Skisprung-Welt kommt und sich in der neuen Welt durchbeisst. Er gibt nicht auf, probiert und macht. Und er spürt: Das schaffe ich wieder! Ob es klappt, weiss ich nicht. Simon ist aber sowieso ein Gewinner. Und ein typischer Schweizer: ruhig, in sich gekehrt aber auch zu allen freundlich und respektvoll. Trotz seiner Erfolge steht er nicht am Morgen auf und denkt: Wow, ich bin schon super! Das zeichnet wahre Champions aus.

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