Wie viel Pech kann man eigentlich haben? Das musste sich das Schweizer Skicross-Team im letzten Dezember wohl gefragt haben. Innert einer Woche erlitten drei Athleten einen Kreuzbandriss. Nach fast einem Jahr Reha stehen Alex Fiva (37), Ryan Regez (30) und Luca Lubasch (28) nun wieder auf den Ski und sind bereit für die neue Saison. Obwohl die drei im letzten Winter das gleiche Schicksal ereilt hatte, war ihr Weg zurück auf die Piste doch unterschiedlich.
«Ryan, Luca und ich hatten drei unterschiedliche Operationen, bei jedem wurde ein anderes Transplantat genommen, um das Kreuzband zu reparieren», erklärt Fiva. Gut ist es bei allen rausgekommen, alle drei haben in den vergangenen Wochen in Saas-Fee VS trainiert. Aber natürlich habe man immer wieder verglichen. «Wir waren oft im Austausch. Fragten, wann einer die Krücken loswird, wie gut das Gehen und das Beugen funktionieren und so weiter.» Ein Wettkampf sei es nicht gewesen, aber es sei spannend gewesen, zu sehen, wie es bei den anderen beiden läuft.
Die Familie hält ihn auf Trab
Gross Zeit, um mit dem Schicksal zu hadern, blieb bei der dicht getakteten Reha nicht. Fiva: «Gleich nach dem Unfall war ich schon niedergeschlagen. Ich wollte in dieser Saison meinen Weltmeistertitel verteidigen.» Doch die trüben Gedanken mussten bald weichen. «Zu Hause bei der Familie war immer Action, da hatte ich gar keine Zeit, ins Grübeln zu kommen.»
Und obwohl der Bündner im letzten Winter gerade mal ein einziges Rennen gefahren ist, sagt er lachend. «Das war der strengste Winter meines Lebens – jetzt habe ich mal gesehen, was meine Frau alles leistet, wenn ich nicht da bin.» Seine zwei Kinder haben ihn entsprechend auf Trab gehalten: «Vor allem als sie bemerkt haben, wie lustig es ist, wenn sie mir die Krücken verstecken», erzählt Fiva. Und ergänzt scherzhaft: «Schon allein das war Motivation genug, um die Krücken möglichst schnell loszuwerden.»
Im Juli, sieben Monate nach der Operation, stand er das erste Mal wieder auf den Ski. Grossartig sei das gewesen. Auch im Nati-Trainingscamp in Chile war er dabei, mit einem guten Gefühl im Knie.
Nun steht die neue Saison bereits vor der Tür, am 7. Dezember geht es im französischen Val Thorens bereits wieder los. Was dann für Fiva, den Weltmeister und Olympiazweiten von 2021, drin liegt? Schwierig abzuschätzen. «Ein Kreuzbandriss ist doch eine gröbere Verletzung. Ich muss mir ein paar Rennen Zeit lassen, vielleicht sogar eine ganze Saison. Im Training fühlt sich zwar alles wieder wie vor dem Unfall an. Aber im Wettkampf wird nochmals ganz anders gefahren.»
Ein Ziel will sich Fiva nicht setzen. Erst muss das Vertrauen zurückkommen.