Skeleton-Vizeweltmeisterin Marina Gilardoni
Sie kann wegen Corona ihr WM-Silber nicht vergolden

Dank Pilates und Sport-Hypnose rast Marina Gilardoni an der Skeleton-WM aufs Podest. Jetzt ist Peking 2022 im Visier.
Publiziert: 04.05.2020 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2020 um 08:01 Uhr
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Riesiger Erfolg: Marina Gilardoni (links) gewinnt WM-Silber im Skeleton.
Foto: imago images/foto2press
Matthias Dubach

Sie sorgte für den spannendsten Schweizer Eiskanal-Krimi des letzten Winters! Marina Gilardoni (33) führt an der Skeleton-WM in Altenberg nach drei von vier Läufen sensationell. Dann schnappt ihr die deutsche Topfavoritin Tina Hermann das Gold noch weg.

Ist die St. Gallerin deshalb enttäuscht? Nein! Aussenseiterin Gilardoni sagt mit ein paar Wochen Abstand über den grössten Erfolg ihrer Karriere zu BLICK: «Das Gefühl, Silber gewonnen und nicht Gold verloren zu haben, ist noch stärker geworden.» Nur: Kurz nach der WM senkt sich der Corona-Vorhang über die Schweiz. An eine grosse Silber-Party (sie gewann 2020 auch EM-Silber) daheim in Siebnen SZ mit zig Gästen ist nicht zu denken. Gilardoni nimmts locker: «Ich brauche kein grosses Fest. Superschön war, dass meine Eltern an der WM dabei waren und ich mit ihnen anstossen konnte.»

Sponsorensuche muss warten

Die Vizeweltmeisterin vermisst in der Corona-Krise keine Silber-Party – sondern die Gelegenheit, ihre Silbermedaillen zu vergolden: «Es ist schade, dass ich jetzt nicht auf Sponsorensuche gehen kann.»

Ausgerechnet nach ihrem Karriere-Durchbruch herrscht wegen Social Distancing und drohenden Corona-Finanzlöchern bei möglichen Sponsoren tote Hose. Doch die frühere Bob-Anschieberin, die im Büro eines Velogeschäfts Teilzeit arbeitet und im zweiten Semester Sportmanagement studiert, ist es gewohnt, dass ihr waghalsiger Sport finanziell wenig einbringt. «Man muss bereit sein, eigenes Geld reinzustecken und viel Eigeninitiative zu zeigen», rät die einzige Schweizer Weltcup-Fahrerin ihren Landsleuten im Nachwuchs.

Ihre Eigeninitiative hat Gilardoni sogar die Karriere gerettet. Es ist die Wintersaison 2016/17, als ihre Rückenprobleme immer grösser werden. Aus dem Kern einer Bandscheibe dringt Flüssigkeit, es kommt zu Entzündungen. «Ich konnte kaum noch etwas anheben. Sogar die Wäsche aus dem Trockner zu nehmen, ging nicht mehr», schildert sie. Gilardoni beisst sich zwei Jahre durch, indem sie auch im Training jede Belastung für den Rücken verhindert.

Pilates statt Rücktritt

Rücktrittsgedanken kommen auf. Da entdeckt sie Pilates. «Ich dachte, das ist etwas für 50-Jährige», sagt sie heute lachend. Doch das Tiefenmuskulaturtraining rettete ihre Karriere. Jetzt kann sich Gilardoni wieder schmerzfrei in den Eiskanal stürzen. Den zweiten Schub für die rasante Fahrt aufs WM-Podest holt sie bei einem Mentaltrainer in Bern. Die Sport-Hypnose hilft dem Skeleton-Star, sich selber nicht zu sehr Druck zu machen: «Man ist nicht richtig hypnotisiert, es lässt sich so aber am Unterbewusstsein arbeiten.»

Jetzt ist Gilardoni mit 33 Jahren im Weltcup längst eine der Oldies – aber hat noch lange nicht genug. Das Sommertraining läuft bereits. Die nächsten Ziele: 2021 die WM auf ihrer Lieblingsstrecke in Lake Placid und 2022 die Spiele in Peking.

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