Das Schweizer Rodel-Ass Martina Kocher ist sauer. Die Olympia-Neunte von Sotschi attackierte im Zuge des letzten Weltcups in Calgary (Ka) vom vergangenen Wochenende ihren Weltverband FIL (Fédération Internationale de Luge de Course) heftig. In einem offenen Brief wirft die 30-jährige Bernerin der FIL vor, bei den Wettkämpfen diverse Regelverstösse geduldet zu haben.
Mehrere Athleten sollen sich verbotene Vorteile verschafft haben (z. B. mit präparierten Startnummern oder zu hoher Kufentemperatur) – und die FIL habe dies einfach durchgewunken.
Kocher sieht sich als «Sprachrohr für die betrogenen Athleten». Sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: «Die FIL ist unglaubwürdig geworden. Mit ihrem Verhalten stiftet sie zum Betrug an.» Kocher schreibt von Ungleichbehandlung und stellt in ihrer Enttäuschung gar die Frage in den Raum, ob sich wie bei der Fifa Grenzen mittels Geld verschieben lassen. Sie verlangt, dass sich die FIL wieder professionell und fair gegenüber allen Athleten verhält. Und erwartet eine zeitnahe Erklärung ihres Weltverbands.
Auf BLICK-Anfrage nahm FIL-Pressechef Wolfgang Harder (als er gerade seinen Christbaum kaufte) zu den Vorwürfen Stellung: «Wir haben Martina den Eingang ihres Schreibens bestätigt. Wir werden uns nun die Protokolle der betroffenen Rennen anschauen und ihr dann unsere Sicht darlegen. Schon jetzt können wir sagen, dass wir aufs Schärfste zurückweisen, dass man bei uns mittels Geld Grenzen verschieben könnte. Klar, es ist von Martina als provokative Frage gemeint, aber dieser Vorwurf entbehrt wirklich jeglicher Grundlage.»