Sanna Lüdi geht das Schicksal ihrer Ex-Kollegin nah
«Ich denke fast täglich an Anna»

Ein Jahr ist seit dem tragischen Unfall der Skicrosserin Anna Holmlund vergangen. Sanna Lüdi hat die Schwedin nicht vergessen.
Publiziert: 06.12.2017 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:40 Uhr
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Sanna Lüdi geht das Schicksal von Anna Holmlund nahe.
Foto: KEYSTONE
Mathias Germann

Die letzten Sonnenstrahlen erleuchten die verschneiten Bergwipfel oberhalb von Saas-Fee. Im Walliser Dörfchen dunkelt es langsam ein, die Menschen verkriechen sich in ihre warme Stuben, lachen, freuen sich auf den Abend. Idylle pur. Sanna Lüdi (31) wirkt allerdings nachdenklich. Nicht, weil es ihr nicht gut gehen würde. Das Gegenteil ist der Fall, die Skicrosserin ist fit wie selten, sie freut sich auf die Olympia-Saison. Aber es gibt da ein Thema, welches sie nach wie vor nicht loslässt: Der tragisch Unfall von Anna Holmlund (30). «Ich denke fast täglich an sie», sagt Lüdi.

Ein Jahr ist es mittlerweile her, da die Schwedin bei einem Trainingssturz schwerwiegende Hirnverletzungen erlitt. «Lange wusste ich nicht, wie es um sie steht. Als ich es erfuhr, spürte ich Ohnmacht, Sprachlosigkeit und riesiges Mitgefühl», erinnert sich Lüdi. Und Holmlund? Die 19-fache Weltcupsiegerin lag viele Monate im Koma, ehe sie im letzten Mai aufwachte. Ein schöner Moment. Allerdings war nichts mehr so wie vorher – weder für sie, noch für die Familie oder ihrem Freund Victor Öhling Norberg, auch er ein Skicross-Profi. Zwar geht es ihr, glaubt man schwedischen Medien, Schritt für Schritt besser. Letztlich sind es aber minimale Fortschritte, sie braucht nach wie vor intensive Betreuung. 

Das ist auch der Grund, warum sich Lüdi bislang noch nicht bei bei ihrer «wunderbarer Kollegin», wie sie Anna bezeichnet, gemeldet hat. «Da habe ich Hemmungen. Es ist so etwas Grosses … Worte können dem nicht gerecht werden, wie ich mich fühle.» Gleichzeitig hat die Bernerin aus Leimiswil selbst nie daran gedacht, nach Holmlunds Sturz selbst alles hinzuschmeissen. Dafür liebt sie, die selber schon manchen schweren Sturz erlitt, ihr Beruf zu sehr. Rhetorisch fragt Sanna: «Was ist schon nicht gefährlich? Wenn man Töff fährt, ist das Risiko wahrscheinlich noch grösser. Wenn ich jetzt sagen würde, ich lasse es mit Skicross sein, könnte ich gar nichts mehr machen.» Die passionierte Surferin führt aus: «Dann könnte ich auch nicht mehr ins Meer, schliesslich könnte ich ertrinken oder von einem Hai aufgefressen werden.»

Trotzdem gibt Lüdi zu, dass sich ihre Risikobereitschaft im Laufe der Karriere verändert hat. «Mit jedem Jahr wird man vorsichtiger. Aber das ist wohl ein Prozess, der jeder Mensch durchmacht.» Das müsse nicht negativ sein, ist sie überzeugt. «Im Gegenteil, heute kann ich Gefahren besser einschätzen. Das macht mich stärker.»

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