Olympia-Sensation holte in zwei Sportarten Gold
«Ich habe viele Heiratsanträge erhalten»

Sie ist jung, blond und vor allem: Olympiasiegerin in Ski und Snowboard! Im Interview spricht Ester Ledecka über ihre neues Leben, Date-Anfragen und irre Zukunfts-Pläne. Und sie sagt: «Ich bin stolz auf mein Sixpack!»
Publiziert: 09.03.2018 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:25 Uhr
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Das ist sie, die Olympiasiegerin in Ski und Snowboard! Die besten Bilder zu Ester Ledecka.
Foto: imago
Mathias Germann

Im kleinen, schmucken Hotel «Villa Maria» etwas ausserhalb von Tarasp GR sitzt Ester Ledecka an einem Tisch. Der Snowboard-Weltcup in Scuol steht vor der Tür. «Französische Salatsauce?», fragt der Kellner. «Ja gerne. Vielen Dank», antwortet die Tschechin in perfektem Deutsch. Sollen wir nun das Interview auch gleich auf Deutsch machen? Die Olympiasiegerin im Skifahren (Super-G) und Snowbard (Parallel-Riesenslalom) muss schmunzeln. «Lieber nicht. Ich verstehe zwar viel, habe aber Angst, Deutsch zu sprechen», sagt sie. Wir wechseln also auf Englisch.

BLICK: Ester Ledecka, haben Sie mittlerweile realisiert, was Sie erreicht haben?
Ester Ledecka: Ich würde gerne «Ja» sagen. Das wird wohl erst im Sommer der Fall sein. Ich habe immer noch das Gefühl, dass alles ein Traum ist, aus dem ich erwachen könnte.

5000 Fans haben sie letzte Woche in Prag bei Eiseskälte gefeiert. Wurde Ihnen klar, was das bedeutete?
Überhaupt nicht. Ich bin immer noch die Gleiche, fühle mich nicht als Star.

Wie viele Selfies haben Sie seit Pyeongchang gemacht?
Tausende! (lacht) Es ist verrückt. Nach Südkorea war ich nur zwei Tage zuhause, dann ging es gleich zum Snowboard-Weltcup in die Türkei weiter. Dort war es aber nicht anders, die ganze Zeit kamen Leute auf mich zu für Fotos. Ich habe dann meinem Physio gesagt: Nun musst du mein Bodyguard sein!

Snowboarderin Ledecka gewinnt Gold im Super-G!
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Wahnsinn in Pyeongchang:Snowboarderin Ledecka gewinnt Gold im Super-G!

Gab es auch Heiratsanträge?
Oh ja! (lacht) Es gibt auch viele Jungs, die mich zu einem Date einladen wollen. Aber mein Herz gehört Bryan Adams.

Wie bitte?
Es ist so. Ich bin ein grosser Fan von ihm und seiner Musik. Wir haben uns einmal in Prag getroffen, da hat er meine Gitarre unterschrieben.

Bei unserem letzten Treffen vor einem Jahr sagten sie: «Es gibt jemanden in meinem Leben, aber es ist kompliziert...»
Ja, es ist schwierig mit Bryan, weil er ja ständig auf Tour ist (schmunzelt).

Sie wollen lieber nicht darüber reden?
So ist es nicht. Aber ich will nicht zu viel über mein Privatleben Preis geben.

Fällt Ihnen das schwer?
Ich bin eine eher introvertierte Person – auch wenn das nicht alle glauben.

Sie haben ihr einstiges Idol, Lara Gut, vom Olympia-Podest verdrängt. Hatten Sie Mitleid mit ihr, als Sie sie weinen sahen. 
Ein schwieriges Thema. Ich habe immer zu Lara und den anderen Mädchen hochgeschaut, sie waren meine Idole. Doch dann lag ich Pyeongchang plötzlich vor ihnen. Aber meine Goldmedaillen gehören auch zu einem Teil auch der Schweiz.

Weil sie einst als Teenager hier Ihre Snowboard-Karriere starteten?
Genau. In Tschechien gab es zu dieser Zeit gar keine qualifizierten Coaches. Aber René Hürlimann, ein Schweizer Trainer, hat mich dann in sein Team aufgenommen und mir geholfen, das zu werden, was ich heute bin. Er war zwei Jahre immer für mich da und liess mich mit all den Schweizer Nachwuchsathleten trainieren. Das werde ich nie vergessen.

Zurück nach Pyeongchang. Da sorgten Sie nach Ihren Erfolgen für noch grösseres Aufsehen, weil sie bei den Pressekonferenzen die Skibrille trugen... 
...weil ich kein Makeup hatte.

Ledecka spricht bei ihrer Sieger-Pressekonferenz mit Skibrille zu den Medien.
Foto: AFP

Stimmt das wirklich? Es gibt Leute, die behaupten, es sei ein Marketing-Trick gewesen, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
Nein, ich hatte wirklich kein Makeup dabei. Ich fokussierte mich so auf die Wettkämpfe, dass ich gar nie daran gedacht habe. Nach dem Skirennen fühlte ich mich völlig fehl am Platz im kleinen Zelt im Zielraum. Denn: Die anderen Mädchen haben sich vor einem Spiegel geschminkt, ich hatte aber kein Schminkset dabei!

Werden Sie das in Zukunft ändern?
Mhmm... (überlegt). Ich weiss nicht. Man wird mich wohl trotzdem noch oft mit der Skibrille sehen (schmunzelt).

Viele Athleten weinen vor Freude, wenn sie Olympia-Gold gewinnen. Sie nicht. Warum?
Nach dem Super-G war ich so geschockt, ich konnte gar nicht glauben, was passiert war. Ich dachte lange, meine Zeit würde noch korrigiert werden, weil sie ein Fehler war. Es wäre also peinlich gewesen, zu weinen (schmunzelt).

Bei der Siegerehrung am Abend oder nach ihrem Olympiasieg im Snowboarden gab es aber auch keine Tränen... 
Stimmt. Dabei hatte mir meine Landsfrau Martina Sablikova, die im Eisschnellaufen Olympia-Silber gewann, noch gedroht: «Wenn du wieder nicht weinst, schlage ich dich!» (lacht).

Hat sie Sie Wort gehalten? 
Zum Glück dann nicht (schmunzelt). Im Ernst: Ich bin eine Person, die bei anderen Dingen weint.

Zum Beispiel?
Als ich meinen Snowboard-Lauf später am TV sah, wurde mein Servicemann Petr Kouril am Start gezeigt. Er war so fokussiert, hat mir so die Daumen gedrückt – da musste ich weinen. Weil ich weiss, wie sehr er mir in den letzten drei Jahren geholfen hat, meine Ziele zu erreichen.

Gold an Olympia in zwei verschiedenen Disziplinen. Das hat vor Ihnen noch nie ein Mensch geschafft. Sind sie ein Supertalent?
Überhaupt nicht! Als ich klein war, gab es viel talentiertere Mädchen. Aber ich hatte so viel Spass, dass ich nie genug bekommen konnte – weder vom Snowboarden noch vom Skifahren. Ich ging also den Berg hoch, fuhr runter, hoch, runter, hoch, runter. Tausende Male. Das ist heute noch so! Meine Coaches sagen mir immer wieder: «Ester, es reicht jetzt, wir machen für heute Schluss.» 

Das hat Konsequenzen. Sie werden aufgrund ihrer guten körperlichen Verfassung auch als «Maschine» bezeichnet. Stört Sie das?
Wenn ich im Sommer im Bikini schwimmen gehe, bin ich froh, nicht dick zu sein. Ich mag meine Muskeln, bin stolz auf sie. Allerdings gibt es Fotos von mir, wo ich denke, dass es etwas mehr als normal ist – nicht mehr so weiblich.

Sie können aber gut mit ihrem Sixpack leben? 
Ja, kein Problem. Ich liebe mein Sixpack! (lacht)

Durchtrainiert: die tschechische Wintersportlerin.
Foto: Instagram esterledecka

Nehmen wir an, Sie sind in den Ferien und haben ein Snowboard und ein Paar Ski. Wofür entscheiden Sie sich?
Das ist die fieseste Frage, die man mir je gestellt hat!

Und wie lautet Ihre Antwort?
Wenn der Schnee hart ist, würde ich die Ski nehmen. Bei Pulver- oder Sulzschnee das Snowboard.

Ihr Vater Janek Ledecky ist ein bekannter Sänger und Komponist. Sind Sie in Tschechien nun berühmter als er?
Ich überhole ihn langsam (lacht). Er ist aber schon seit vielen Jahren in den Medien – ich erst seit kurzem.

In einem seiner Musik-Videos sind Sie als kleines Mädchen auch zu sehen. Wie ist das für Sie heute?
Es ist wirklich seltsam.

Stört Sie das? Immerhin waren Sie erst ein Kind...
Es ist aber auch das einzige Video, wo ich zu sehen bin. Und es ist letztlich ein Musik-Video, nicht mehr. Wir waren mehr Schauspieler als was anderes. Mein Vater hat sonst geschaut, dass mein Bruder und ich ungestört aufwachsen konnten.

Ihr Traum war, in zwei Sportarten an Olympia teilzunehmen. Nun haben sie sogar zwei Goldmedaillen geholt. Was bleibt nun noch?
Diese Frage stelle ich mir erst im Sommer. Noch ist zu viel los.

Ledecka strahlt in Südkorea mit Doppelgold.
Foto: imago

Sie machen aber weiter mit Skifahren und Snowboarden?
Nichts ist sicher. Vielleicht mache ich nur noch eins von beidem. Vielleicht höre ich ganz auf.

Tatsächlich? 
Ja. Momentan habe ich aber Spass beim Skifahren und Snowboarden. Solange es so bleibt, wird mich niemand stoppen. 

Spass ist das eine. Aber würden Sie nicht auch gerne beispielsweise den Ski-Gesamtweltcup gewinnen?
Doch, sicher. Das ist mein grosses Ziel, mein Traum.

Dafür müssten sie allerdings nicht nur mit Snowboarden aufhören, sondern auch neben der Abfahrt und dem Super-G auch in weiteren Disziplinen punkten.
Stimmt. Und ich müsste mich überall extrem steigern. Denn wenn ich sehe, wie Mikaela Shiffrin in allen Disziplinen ganz vorn mitfährt, beeindruckt mich das sehr.

Wie viel Geld haben Sie dank dem Olympiasieg gemacht?
Das wird sich erst noch zeigen! (lacht)

Im Skifahren wird deutlich mehr umgesetzt als im Snowboarden. Stehen die Sponsoren also neu bei Ihnen Schlange?
Bislang habe ich das Skifahren nur dank meinen Erfolgen im Snowboarden finanzieren können. Ich hoffe, dass sich das nun ändert.

Und dass sie etwas auf die Seite legen können? Immerhin studieren Sie Wirtschaft – das könnte dabei helfen...
Tatsächlich überlege ich mir, wie und wo ich mein Geld investieren soll. Denn: In Tschechien ist die Unterstützung für Athleten, die zurückgetreten sind, nicht allzu gross.

Spüren Sie dies bei Ihrem Grossvater Jan Klapac, der einst Eishockey-Weltmeister war?
Genau. Er hat heute fast kein Geld mehr. Und es gibt viele Ex-Athleten, denen es ähnlich geht.

Blicken wir etwas nach vorne. Wie ernst war Ihre Aussage in Pyeongchang, es 2020 bei den Olympischen Sommerspielen mit Windsurfen zu versuchen?
Es war Spass. Aber es wäre spannend, es zu versuchen.

Also doch nicht nur Spass?
Wenn ich im Sommer etwas anders trainiere, könnte es klappen. Aber ich muss natürlich einige Rennen bestreiten. Versichern kann ich, dass ich mich erkundigen werde, welche Richtlinien ich dafür erfüllen müsste.

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