Die Gegensätze könnten grösser kaum sein. Hier Dario Cologna, 32-Jähriger Langlauf-Star. 211 Weltcuprennen, 65 Podestplätze, davon 21 Siege. Und: dreifacher Olympiasieger. Auf der anderen Seite Jasmine Flury, 24-jährige Ski-Aufsteigerin. 29 Weltcuprennen, einen Podestplatz, der gleichzeitig auch der Sieg bedeutete – geholt zuletzt beim Super-G in St. Moritz GR. Ihre Olympia-Erfahrung: null.
Gut einen Monat vor Pyeongchang 2018 trifft BLICK die Beiden in Davos. Da, wo Dario wohnt und Jasmine aufgewachsen ist. Wir wollen wissen, wie sie über Olympische Spiele denken. Ob der Oldie Tipps hat für den Neuling. Von Anfang an wird dabei deutlich: Ein klassisches Interview ist das nicht, sondern vielmehr ein lockeres Gespräch. Man merkt: Die zwei verstehen sich. Sowohl beim Foto-Shooting am Davoser See als auch später beim Kaffeeklatsch in der Konditorei-Bäckerei Weber im Städtchen flachsen Cologna und Flury, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. «Dabei sind wir uns nur im Kraftraum einige Male über den Weg gelaufen», sagt der Münstertaler. «Und beim Einkaufen im Supermarkt», ergänzt Flury schmunzelnd.
Der Traum vom olympischen Edelmetall
Einig sind sie sich rasch: Beide möchten sich noch nicht zu sehr auf Südkorea fixieren. Vorerst gilt, die Aktualität im Fokus zu behalten. Kurze Zeit später geraten sie dann aber doch ins Schwärmen. Dario: «Olympia ist das Grösste überhaupt. Wenn man da gewinnt, ist das wie ein Traum, der in Erfüllung geht.» Dass er diesen bereits in Vancouver 2010 und Sotschi 2014 vollbringen konnte, erfüllt den Dario mit Stolz. «Klar, meine Ziele sind gross. Auch diesmal. Aber ich muss niemandem etwas beweisen.»
Das muss auch Flury nicht. Oder doch? Offiziell ist ihr Aufgebot zwar noch nicht, wohl aber nur noch Formsache. «Klar träume ich von Edelmetall, welcher Athlet träumt nicht davon? Schon als Kind war Olympia Pflichtprogramm, wenn wir TV schauten. Aber wenn es nicht klappt, gibt es noch viele Ziele im Weltcup. Und ich habe ja hoffentlich noch die einen oder anderen Olympischen Spiele vor mir.» Bei Cologna ist das etwas anders. «Stimmt, es wird langsam eng», sagt er lachend.
Spezielle Tipps, wie sie sich auf den Olympia-Trubel vorbereiten kann, möchte der Langlauf-Profi der Skirennfahrerin nicht geben. «Du musst es selber erleben, Jasmine. Und geniessen. Alles ist etwas grösser als sonst, aber bei den Rennen wird das Meiste ganz normal sein. Vielleicht sogar mit weniger Zuschauern als im Weltcup.» Flury hört gebannt zu, nickt. Und sagt: «Ich lasse mich nicht verrückt machen, sondern nehme es wie es kommt.» Also genau so, wie es ihrem ruhigen Naturell entspricht. Umgekehrt hat aber auch die im 180-Seelen-Dorf Serneus wohnende Frau einen Ratschlag für Dario. «Welchen?», will er wissen. Flury: «In Sükorea gibt es Katzenkaffees – die sind wirklich cool. Da kann man unzählige Büsis streicheln!» Cologna, der im Gegensatz zu ihr noch nie auf der asiatischen Halbinsel war, ist skeptisch. «Ich mag Katzen, aber nicht zu viele auf einmal!»
Ob die Beiden überhaupt Zeit für Miezen haben werden, ist allerdings sowieso fraglich. Vor allem Dario, der mehrere Rennen bestreitet, wird nicht viel Freizeit geniessen. «Schade. Ich würde gerne auch andere Sportarten vor Ort schauen», sagt er. Und ergänzt: «Vor allem den Super-G der Frauen.» Gelächter in der Runde. Dario, der Charmeur! «Richtige Antwort, 100 Punkte», so Flury. Sie selbst würde am liebsten Skicross und Ski Freestyle live sehen. «Oder Shorttrack! Da geht es sicher mächtig ab, denn die Südkoreaner sind ja Weltklasse.»
Wo sie in Südkorea wohnen werden, wissen Dario und Jasmine noch nicht. Doch egal ob im Hotel oder im Olympischen Dorf: Die Beiden freuen sich auf das ganz spezielle «Olympia-Gefühl». Cologna: «Die Spiele verbinden die ganze Schweiz. Wenn andere Schweizer oder Schweizerinnen gewinnen, ist das toll – egal welche Sportart sie betreiben. Schliesslich repräsentieren wir alle unser Land.»
Übrigens: Wer meint, dass sich die zwei Schweizer Olympioniken sich im Beruf des Gegenübers nicht auskennen, täuscht sich. Dario fing einst mit Skifahren an, ehe er das Langlaufen entdeckte. «Leider komme ich heute fast nur im Frühling zum alpinen Skifahren. Aber dann bin ich kontrolliert unterwegs, nicht so wie sie», sagt er und zeigt schelmisch auf Jasmine. Diese erzählt ihrerseits: «Vor zwei Jahren habe ich als Ausgleich mit Langlauf angefangen. Vor allem die klassische Technik ist ein gutes Training für meine Hüfte. Mit ihr hatte ich ja früher oft Probleme.»
Keine ausschweifende Party im Falle einer Goldmedaille
Zurück zu Olympia. Und zur letzten Frage, wie sie im Falle einer Goldmedaille feiern würden. Dario: «Bislang gab es weder in Vancouver 2010 noch in Sotschi 2014 eine riesige Party.» Warum nicht? Ganz einfach: «Ich habe oft gleich zu Beginn der Spiele gewonnen, hatte also noch weitere Wettkämpfe vor mir. Vielleicht müsste ich mal beim letzten Rennen siegen!» Auch Jasmine würde wohl nicht auf den Putz hauen – ganz egal, ob sie danach nochmals fahren dürfte. «Es geht ja nach Olympia noch weiter mit dem Weltcup. Anstossen ja, aber mehr nicht. Nach der Saison sieht es dann aber anders aus», sagt sie augenzwinkernd.
Ob es so weit kommt, steht in den Sternen. Aber: Vielleicht, ja vielleicht erfüllen sich sowohl Cologna als auch Flury tatsächlich ihren Gold-Traum. Einen passenden Ort, um gemeinsam anzustossen, wäre gegeben: Das «Veltliner Stübli» in Davos-Monstein. Das Berg-Restaurant wird von Jasmines Vater Georg Flury geführt. «Ich war auch schon dort», erzählt Dario. «Es ist etwas abgelegen, wirklich heimelig. Da könnten wir definitiv gut gemeinsam feiern!»
Jasmine Flury (24) ist die erste Bündnerin, die je ein Weltcuprennen gewann. Vor drei Wochen siegte sie beim Super-G von St. Moritz. In der Abfahrt fehlt ihr das Olympia-Ticket noch. Flury gilt als Kämpferin, nach der Sekundarschule setzte sie voll auf den Skisport. Sie wuchs in Davos Monstein auf, ist bei der Schweizer Armee angestellt.
Jasmine Flury (24) ist die erste Bündnerin, die je ein Weltcuprennen gewann. Vor drei Wochen siegte sie beim Super-G von St. Moritz. In der Abfahrt fehlt ihr das Olympia-Ticket noch. Flury gilt als Kämpferin, nach der Sekundarschule setzte sie voll auf den Skisport. Sie wuchs in Davos Monstein auf, ist bei der Schweizer Armee angestellt.
Der 31-Jährige aus Val Müstair ist der erste Schweizer Langlauf-Olympiasieger und -Weltmeister. Dreimal Olympia-Gold hat er schon. In Pyeongchang tritt er voraussichtlich im Skiathlon, in der Staffel, über 15 km Freistil und über 50 km klassisch an. Dario wohnt in Davos mit Bruder Gianluca zusammen und ist seit acht Jahren mit Freundin Laura Bucher liiert.
Der 31-Jährige aus Val Müstair ist der erste Schweizer Langlauf-Olympiasieger und -Weltmeister. Dreimal Olympia-Gold hat er schon. In Pyeongchang tritt er voraussichtlich im Skiathlon, in der Staffel, über 15 km Freistil und über 50 km klassisch an. Dario wohnt in Davos mit Bruder Gianluca zusammen und ist seit acht Jahren mit Freundin Laura Bucher liiert.