BLICK: Solche Bilder kannten wir bisher nicht von ihnen. Hat Ihnen das Oben-Ohne-Posieren Spass gemacht?Dario Cologna: Ja, eigentlich ist es mir nicht schwergefallen. Als Langläufer muss man sich ja nicht verstecken. Man ist ziemlich athletisch. Deshalb habe ich kein Problem, zum Beispiel auch am Strand oben ohne rumzulaufen.
Wurden Sie am Strand auch schon auf ihren Body angesprochen?
Das kommt schon mal vor. Die Leute, die nichts von Langlauf wissen, denken wohl, dass ich einfach viel Kraftraining mache!
Sind Sie der Kraftraum-Typ, der gerne mal mehr Gewicht auflegt und mehr Wiederholungen macht als im Programm steht?
Man hat immer ein gewisses Ziel. Natürlich geht’s auch im Kraftraum drum, stärker zu werden. Man probiert, wenn möglich, auch das Gewicht zu steigern. Zum Beispiel bei den Klimmzügen weiss ich in etwa, wieviel Gewicht ich noch anhängen muss, damit es etwas bringt.
Waren Sie schon immer ein «Kasten»?
(lacht) Vom Typ her bin ich im Laufe der Karriere etwa ähnlich geblieben. Sicher ist man im Alter etwas austrainierter. Man spürt schon, dass sich der Körper verändert. Als junger Athlet ist man grundsätzlich noch etwas schmaler.
Sind Sie zufrieden mit ihrem Spiegelbild?
(lacht) Ja, ich bin zufrieden. Solange es in der Loipe schnell ist, ist alles gut!
Sinds für ihre Freundin Laura noch nicht zuviel Muckis?
Sie hat sich noch nicht beschwert…
Welche Muskeln sind die wertvollsten für Langlauf?
Es braucht eben alles. Der Rumpf ist sehr wichtig. Von dort geht die ganze Stabilität aus, um die Arme und Beine zusammenzuhalten.
Kennen Sie eigentlich Muskelkater?
Oh ja! Wenn ich im Frühling nach einer Auszeit wieder erstmals länger joggen gehe. Auch im Kraftraum bekommt man es zu spüren, wenn man zwei, drei Wochen nichts gemacht hat. Aber das wichtigste: Beim Langlauf bekomme ich keinen Muskelkater.
Apropos Körper. Viele Sportler lassen sich heutzutage tätowieren. Warum haben Sie kein Tattoo?
Es wäre schade um den schönen Körper (lacht). Es ist einfach nicht mein Ding. Es gibt aber im Langlauf durchaus auch tätowierte Athleten.
Muskeln bedeuten Stärke. Wie merken Sie am Morgen vor einem Rennen, dass Sie voller Power sind?
Es ist einfach ein Gefühl. Man fühlt sich wohl und parat. Aber das Problem ist, dass man sich auch täuschen kann. Es kommt vor, dass man beim Aufwärmen kein gutes Gefühl hat und es kommt dann im Rennen trotzdem gut.
Welche Personen machen Sie stark?
Die Teamkollegen sind mir wichtig, damit gute Stimmung herrscht. Dann sicher der Trainer, mit dem man noch die Details bespricht. Am Renntag selber ist der Servicemann der wichtigste. Meine Freundin ist zwar selten vor Ort, aber auch sie ist eine sehr wichtige Unterstützung. Mit Laura habe ich jemanden, mit dem ich jederzeit reden kann.
Haben Sie ein Ritual vor dem Start, das Sie stark macht wie das Gebrüll von Slalom-Ass Ramon Zenhäusern?
Sowas wäre nicht mein Ding! Ich achte einfach drauf, dass mein Ablauf immer der gleiche ist und ich vor dem Rennen in meinen Tunnel komme.
Wie holen Sie sich nach einem Rennen die Stärke zurück?
So schnell wie möglich auslaufen. Gut essen und am allerbesten ist gut schlafen.
Was essen Sie?
Viele Kohlenhydrate, um die Speicher wieder zu laden. Ich habe zum Glück meistens einen guten Appetit, auch bei der Tour de Ski. Dort haben einige Athleten Mühe, auch am letzten Abend noch den Teller leer zu essen. Damit habe ich kein Problem.
Wie erkennen Sie bei den Gegnern, ob einer voller Stärke ist?
Die grossen Konkurrenten schaut man sich beim Aufwärmen ein bisschen an. Aber sicher kann man sich nie sein. Während eines Massenstartrennens gibt’s schon Anzeichen, ob einer gut drauf ist. Wie er läuft, ob er aktiv ist, die Körpersprache.