Als Nathalie von Siebenthal gestern ein zweites Mal vor die TV-Kameras bestellt wird, brechen bei der 21-Jährigen alle Dämme. Rang 6 an der WM der Grossen, zweieinhalb Wochen nach Gold und Bronze an der U23-WM. Das ist zu viel.
Nathalie bricht in Tränen aus. Ihre Botschaft nach Hause steht auf den Handschuhen: «Danke Papi!» Rührend. Denn Vater Christian ist der Grund, warum sie überhaupt noch auf den Langlauf-Ski steht.
2012, nachdem sie ihre Ausbildung als Landwirtin abgeschlossen hat, will Nathalie voll auf die Karte Langlauf setzen. Doch Swiss-Ski will sie zunächst nicht! Die Aufnahme ins C-Kader wird ihr verweigert. «Von den Resultaten her war sie noch nicht so weit», erklärt Cheftrainer Albert Manhart. «Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass sie etwas ganz Besonderes ist.»
Glück für Swiss-Ski, dass es nicht bereits zu spät ist. «Das war eine Riesenenttäuschung, da hätte ich fast aufgehört», erzählt von Siebenthal. «Doch mein Vater hat immer an mich geglaubt. Ohne ihn wäre ich nicht hier.»
Hier, das ist gestern Abend die Medaillenzeremonie bei den Grossen. Glückskalb «Goldi» (im BLICK) hat auf dem heimischen Hof in Lauenen BE ganze Arbeit geleistet.
Von Siebenthal geht früh mit der Startnummer 15 ins Rennen. Wegen heftigem Schneefall kommen die Favoritinnen danach nicht vom Fleck. Nur Charlotte Kalla setzt sich durch und holt endlich Gold für Schweden.
An den Emotionen ändert das nichts. Auch am Resultat nicht. Rang 6 ist das drittbeste WM-Ergebnis einer Schweizerin in der Geschichte! Nur Evi Kratzer (3.) und Gilli Brügger (5.) waren 1987 in Oberstdorf besser. Ausserdem schaffen es erstmals zwei Schweizerinnen in die Top Ten. Doch Seraina Boner ärgert sich als Neunte. Für sie hätte mit Startnummer 7 eine Medaille drin sein müssen. «So eine Chance gibt es nur einmal in zehn Jahren», sagt die 32-Jährige.