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Van der Graaff über ihren totalen Absturz
«Es ging nichts mehr, ich war erledigt»

Nach dem letzten Winter war Laurien van der Graaff zerstört. Trotzdem hat sich die Langlauf-Sprinterin entschieden, weiterzumachen.
Publiziert: 09.11.2019 um 10:57 Uhr
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Laurien van der Graaff spricht über die letzte Saison, die physisch und psychisch tiefe Spuren hinterlassen hat.
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Stefan Meier

Mit Laurien van der Graaff hat für diese Langlaufsaison niemand gerechnet. Schon vor der letzten Saison standen die Zeichen auf Karriereende. Als dann eine schwache Saison folgte, schien klar: Van der Graaff würde sich dem Privat­leben widmen, die Familienplanung angehen. Doch nichts da.

Ende November wird die Sprinterin in die Weltcupsaison starten. Dahinter steckt ein langer Prozess. Am Ende der letzten Saison war sie zerstört. Der WM-Winter hat physisch und psychisch Spuren hinterlassen.

«Totaler Shutdown»

«Ich war extrem müde», erzählt Van der Graaff. Die 32-Jährige vermisste jegliche Energie. «Ich konnte nicht mal zwanzig Minuten spazieren gehen. Wenn ich rausging, hatte ich bald das Gefühl, nicht mehr zu können, nach Hause zu müssen. Es war ein totaler Shutdown.»

Der Grund: Van der Graaff hat sich im WM-Winter total verrannt. Nach ihren beiden Weltcupsiegen im Winter zuvor wollte sie endlich eine WM- Medaille. Doch die Davoserin mit holländischen Wurzeln übertrieb es.

«Ich habe zu viel trainiert und zu intensiv», sieht Van der Graaff ein. Sie gönnt sich kaum Er­holung. Auch als die Müdigkeit kommt, treibt sie sich immer weiter. «Ich dachte immer, wenn ich mich vor der WM erhole, dann kommts. Aber es kam nicht. Ich habe vorher schon zu viel kaputtgemacht.»

«Mein Umfeld war erschrocken»

Die WM endet wie die gesamte Saison in einer Enttäuschung. «Ich habe eingesehen, dass ich es verbockt habe, und dann brach das gesamte System zusammen. Es ging nichts mehr, ich war erledigt.»

Zwei Monate lang fast schlägt sie sich im März mit ihrer Energielosigkeit herum. Der körperliche Zustand schlägt auch auf die Psyche. «Ich war unglücklich. Ich bin wegen meinem Zustand erschrocken. Und mein Umfeld auch.» Hätte Van der Graaff damals über ihre Zukunft entschieden, wäre sie zurückgetreten. Doch das wollte sie nicht. «Also habe ich angefangen, wieder zu trainieren. Damit ich die Energie habe für eine so wichtige Entscheidung.»

Je fitter Van der Graaff wird, desto mehr reift die Entscheidung, weiterzumachen. Bis sie im August Ja sagt.

Wohin ihr Weg führt? Möglich, dass sie nur diesen Winter ohne Grossanlass mitmacht. Vielleicht aber folgt auch noch eine WM-Saison und sogar Olympia. Van der Graaff weiss es nicht. Sicher ist nur, dass sie sich nicht mehr so verrennen will wie letztes Jahr.

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