Schweizer Langlauf-Coach Burgermeister in Russland
«Wir funktionieren ohne Doping, sonst packe ich meine Sachen!»

Sind alle Russen Doper? Langlauf-Trainer Reto Burgermeister (40) stellt sich nach dem Skandal in der Leichtathletik vor seine Schützlinge.
Publiziert: 18.11.2015 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:40 Uhr
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Selbständig: Reto Burgermeister arbeitet seit 2011 für Russland. Zwänge des russischen Systems spürt er aber keine.
Foto: freshfocus
Von Stefan Meier

Staatliches Doping, gefälschte Tests – der russische Sport wird vom Leichtathletik-Skandal erschüttert. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?
Reto Burgermeister: Das Thema ist ohnehin schon schwierig und heikel – egal, ob staatlich oder nicht. Russland ist gross, und die Nation hat eine dunkle Vergangenheit, was Doping anbelangt. Doch ich selbst kriege davon wenig mit. Ich bin mit meinem Team eigenständig unterwegs, und wir werden regelmässig kontrolliert, da wir vor allem immer in Mitteleuropa unterwegs sind. Ich kann deshalb sagen, dass wir sauber sind.

Nimmt der Staat auf Sie Einfluss oder sind Sie frei im russischen System?
Wir sind frei und sehr selbständig unterwegs. Der Staat hält sich komplett raus. Wir erhalten das Geld, um Trainingslager durchzuführen, mehr Berührungspunkte gibt es nicht. Es interessiert mich deshalb auch nicht, was die rumwursteln.

Und bei den Athleten gibt es diese Berührungspunkte auch nicht?
Nein. Die Athleten wissen, wie es in meinem System läuft. Wir funktionieren ohne Doping. Wenn da etwas anderes rauskommen sollte, dann packe ich meine Sachen.

Spüren Sie bei sich eine Änderung? Sind etwa mehr Kontrolleure von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zugegen?
Nein, wir haben nicht mehr Kontrollen. Wir werden in den Trainingslagern in der Regel ein- bis zweimal kontrolliert. Das ist schon relativ oft.

Von der russischen Agentur getestet? Die ist ja selbst auch in Verruf.
Das ist unterschiedlich. Aber hauptsächlich ist es bei uns die Wada selbst. Oder eine nationale Agentur macht es im Auftrag der Wada. Je nachdem, ob man in Deutschland oder der Schweiz ist.

Ihr selbst seid fast nie in Russland unterwegs?
Nein, nur für die nationalen Meisterschaften und den Weltcup. Ansonsten sind wir eigentlich gar nicht in Russland unterwegs.

Nervt Sie der Generalverdacht gegen russische Sportler?
Es ist nicht fair, alle in einen Topf zu werfen. Das ist falsch. In der Leichtathletik sind es fünf Athleten, die man auf Lebzeiten sperren möchte. Das ist ein winziger Teil aller Leichtathleten in Russland. Es gibt viele, die sauber unterwegs sind. Und die straft man damit.

Wie wehren Sie sich?
Ich verweise einfach immer auf die Kontrollen. Wir werden regelmässig kontrolliert. Und wir hatten keinen einzigen positiven Befund. Wir sind sauber unterwegs.

Das Projekt Burgermeister

Seit 2011 trainiert der einstige Langlauf-Profi Reto Burgermeister (2 Weltcup-Podestplätze) ein russisches Privatteam. Mit Alex Legkow gewann er 2013 die Tour de Ski sowie 2014 Olympia-Gold über 50 km. In dieser Saison betreut er noch drei Athleten: Jewgeni Below, Sergej Ustjugow und Stanislaw Wolschenzew.

Seit 2011 trainiert der einstige Langlauf-Profi Reto Burgermeister (2 Weltcup-Podestplätze) ein russisches Privatteam. Mit Alex Legkow gewann er 2013 die Tour de Ski sowie 2014 Olympia-Gold über 50 km. In dieser Saison betreut er noch drei Athleten: Jewgeni Below, Sergej Ustjugow und Stanislaw Wolschenzew.

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