Cologna ist heiss auf eine Medaille. Nicht zwingend Dario Cologna (32). Der wird im Skiathlon 14., ist weit weg vom Edelmetall. Nein, sein Vater Remo. Er rechnet vor dem Rennen über 30 Kilometer fest mit einem weiteren Jubeltag. «Ich habe extra die lange Unterwäsche angezogen», sagt er. «Am Abend bei der Medaillenfeier wird es schliesslich kalt und umziehen können wir uns vorher nicht.»
Dank dieser medaillenwürdigen Zuversicht schwitzt der 69-Jährige ziemlich. In der prallen Sonne in Seefeld ist die Jacke längst ausgezogen, als das Rennen startet. Darios Mutter Christine ist etwas skeptischer: Es komme, was komme, und ihr Sohn habe ja schon so viel gewonnen. «Deshalb bin ich auch gar nicht mehr nervös. Früher war das ja ganz anders», erzählt die 57-Jährige.
So nervös, dass sie jeweils hinter der Tribüne eine Zigarette rauchen musste, statt zuzuschauen. So nervös, dass Christine und Remo nicht zusammen schauen konnten. «Wir hätten uns nur gegenseitig angesteckt. Aber Remo ist eigentlich nervöser, er zeigt es nur nicht.»
Papa Cologna plaudert auf der Tribüne
Mittlerweile können sie zusammen schauen. Meistens am Streckenrand. Diesmal mitten auf der Haupttribüne. Probleme, ins Gespräch zu kommen, kennt Remo Cologna nicht. Er ist das Gegenteil des oft in sich gekehrten Dario. Die Norweger neben sich fragt er, wie man den Namen Kläbo eigentlich genau ausspricht. «Ich muss das wissen, wenn er Zweiter hinter Dario wird», sagt er zu seinem Tribünen-Nachbarn. Papa Cologna hat das Handy stets griffbereit. Er verfolgt den Zeitmonitor, weiss stets, was in der Loipe läuft. Damit er den Überblick behält, trägt er über der Sonnenbrille eine weitere Brille.
Jedes Mal, wenn sein Sohn im Stadion vorbei läuft, zückt er die Fotokamera. Auf Anfeuerungsrufe wartet man – anders als bei Christine – vergeblich. Remo erklärt: «Ich rufe sonst auch, aber nur, wenn er mich hört. Hier auf der Tribüne bringt es nichts.»
Als bei Rennhälfte nach dem Klassisch-Teil klar wird, dass Dario Cologna ohne Medaille bleiben wird, will es der Vater lange nicht wahrhaben, hofft weiter. Christine hingegen schüttelt bereits verstohlen den Kopf.
Enttäuscht über das Abschneiden ihres Darios sind sie aber nicht. Zu viel Freude hat er schon bereitet. Und gefeiert wird trotzdem bei Fondue und Raclette. Im Dario-Cologna-Fanzelt, das die beiden mitorganisiert haben, sind auch die Fans der siegreichen Norweger gerngesehene Gäste.
Papa Cologna hat die warme Wäsche also nicht ganz vergebens angezogen. Und beim nächsten Rennen am Mittwoch wird er sich erneut für alle Eventualitäten rüsten.