Kampf gegen Essstörungen
Zwei Langlauf-Stars zum eigenen Schutz gesperrt

Östberg und Karlsson – zwei Stars im Frauenlanglauf. Beide wurden gesperrt, weil sie auffälliges Essverhalten zeigten.
Publiziert: 31.12.2019 um 18:04 Uhr
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Ingvild Flugstad Östberg im letzten Sommer.
Stefan Meier

Je leichter und dünner, desto besser und schneller. Im Langlauf existiert bei den Frauen eine gefährliche Formel. Zwei absolute Top-Stars machen diese Saison – unfreiwillig – auf das Problem des Schlankheitswahns aufmerksam.

Die Norwegerin Ingvild Flugstad Östberg und die Schwedin Frida Karlsson wurden von ihren nationalen Skiverbänden aus gesundheitlichen Gründen mit einer Schutzsperre belegt. Genau ausgeführt wurden diese Gründe offiziell nicht. Doch gemäss den skandinavischen Medien, dreht es sich bei beiden um Probleme mit dem Essverhalten.

Sportlerinnen werden ab 16 getestet

In beiden Fällen griffen die Mechanismen der Verbände. Vor Jahren schon wurde in Norwegen wegen Problemen mit Magersucht im Ausdauersport ein Gesundheitscheck eingeführt.

Die Athletinnen werden ab 16 Jahren regelmässig getestet auf Symptome von Essstörungen. Gefährdete Sportlerinnen sollen so früh erkannt und begleitet werden. Im Extremfall folgt das Startverbot.

In Norwegen mussten schon zahlreiche Juniorinnen vorläufig gesperrt werden. In Schweden ist die dreifache WM-Medaillengewinnerin Karlsson der erste Fall. Karlsson muss in diesen Tagen bei der Tour de Ski zuschauen. Titelverteidigerin Östberg ist hingegen wieder mit dabei.

Östberg: «Es hat mich traurig gemacht»

Vor dem Start wurde sie an einer Pressekonferenz gefragt, was sie dem norwegischen Volk sagen wolle. Ihre Antwort: «Es ist, als hätte ich etwas Verbrecherisches getan, als wäre ich wegen etwas verurteilt worden. Aber ich hoffe, sie können mich weiterhin anfeuern.»

Nicht starten zu können, habe sie traurig gemacht. Schlimmer war aber, dass sie sich gefühlt habe, ein «schlechtes Vorbild» zu sein. Sie habe versucht, so offen zu sein wie möglich. Das Thema Essstörung spricht sie aber nicht explizit an.

Olympiasiegerin gestand Bulimie ein

Ganz anders die Olympiasiegerin Jessica Diggins. Sie litt unter Bulimie, wie sie letztes Jahr in US-Medien offenbarte: «Ich habe mich lange Zeit schuldig gefühlt, weil ich das mir selber und meiner Familie angetan habe.» Das Streben nach Perfektion sei das Problem gewesen – und wird es für sie wohl immer bleiben.

Im Schweizer Langlauf gibt es derzeit keine vergleichbaren Kontrollsysteme. Hingegen im Orientierungslauf schon. Zu Schutzsperren kam es aber noch nie. «Mit einer Sperre läuft man Gefahr, dass die Athletin den Arzt als Feind ansieht und sich verschliesst», erklärte OL-Verbandsarzt Peter Züst die Problematik der «Aargauer Zeitung». Auch in der Schweizer Leichtathletik gibt es Überlegungen, ein Kontrollsystem gegen Essstörungen einzuführen.

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