Man traute seinen Augen nicht. Was für eine Szene! Dario Cologna, Petter Northug und Calle Halfvarsson, die grossen Favoriten im 15er, bummeln gemeinsam Richtung Ziel. Weit abgeschlagen. Chancenlos. Eine demonstrative Spazierfahrt. Erst am Schluss liefern sich Halfvarsson und Cologna noch ein Plauschsprintli. «Immerhin habe ich das gewonnen», scherzt Dario grimmig. Zu dieser Zeit sind die Fotos der Sieger längst im Kasten.
Wie ist es zu dieser Posse gekommen? Im Nieselregen weicht die Strecke gestern immer mehr auf. Mit der Startnummer 71 ist Cologna im Schneematsch von Beginn weg geschlagen. Cologna regt sich denn auch fürchterlich über den Skiverband auf. «Da hat die FIS wieder einmal gezeigt, dass sie sehr fähig ist», sagt er zynisch. Der 28-Jährige hätte sich gewünscht, dass die Startliste angepasst wird. «Für solche Bedingungen gibt es Regeln. Ich verstehe nicht, wieso sie die nicht angewendet haben.»
Das Reglement ist nämlich klar. «Grundsätzlich sollte die gesetzte Gruppe der Besten aus der vorteilhaftesten Position starten», steht da geschrieben.
Schon beim Frauen-Rennen am Dienstag herrschten ähnliche Bedingungen. Swiss-Ski hatte gleich danach im Hinblick auf den Männer-15er den Antrag gestellt, die Startliste anzupassen. Dem wurde auch stattgegeben.
Doch passiert ist fast nichts. «Sie haben einfach noch ein paar Exoten ans Ende der Startliste gesetzt.» Cologna fühlt sich verschaukelt.
Zweitbester Schweizer als 18. hinter dem zufriedenen Toni Livers (15.) – das ist viel zu wenig und enttäuschend. Ein Resultat der schlechten Bedingungen, aber Cologna ist ehrlich. «Ich hatte auch nicht die Beine, um Gold zu holen. Dass es aber an einer WM so rauskommt, ist sehr schade.» Es könne ja nicht sein, dass man den ganzen Winter kein Rennen laufe und damit einen Startnummern-Vorteil habe.
Gemeint hat er damit Weltmeister Johan Olsson. Der Schwede war fast die ganze Saison krank, läuft gestern erst sein zweites Rennen – bekommt darum die goldene Startnummer 17. Sie hat ihm Glück gebracht.