Während die Tour de Ski für Dario Cologna bitter endet, liefert ein anderer die grosse Show. Johannes Hosflöt Kläbo bestätigt seinen Ruf als Wunderkind des Langlaufs endgültig.
Auch beim Schlussaufstieg auf die Alpe Cermis lässt sich der Norweger nicht mehr aufhalten und gewinnt gleich bei seiner ersten Teilnahme die Tour de Ski. Und jagt Cologna zugleich einen Rekord ab. Mit 22 Jahren und 76 Tagen ist er jetzt der jüngste Tour-Sieger der Geschichte. Cologna war 2009 bei seinem Premierensieg 223 Tage älter.
Überraschend kommt das nicht. Als Kläbo Ende 2016 erstmals im Weltcup auftauchte, sprintete er gleich im zweiten Rennen aufs Podest. Cologna gab sich damals noch wenig beeindruckt. «Ich war ja auch mal jung», sagte der Münstertaler damals auf Kläbo angesprochen.
Der Northug-Nachfolger
Mittlerweile musste aber auch unser Super-Dario diese Meinung revidieren. Denn was Kläbo seither aufführt, ist schlichtweg beeindruckend. Im Weltcup sammelt er Siege am Laufmeter. Bei Olympia räumte er dreimal Gold ab und 2018 wurde er als Jüngster der Geschichte Gesamtweltcupsieger.
Und nun also auch noch der Tour-Triumph. Kläbo ist in Norwegen längst auf dem Weg zum Superstar. Es dürfte für ihn kein Problem sein, dass Vakuum nach dem kürzlichen Rücktritt seines Vorgängers Petter Northug auszufüllen.
Denn Kläbo hat alles: Mit dem strahlend weissen Lächeln und der gestylten Frisur geht er locker als Posterboy durch. Und er kombiniert sein Äusseres mit einer gewissen Attitüde, wie es auch Northug tat.
Seine Siege in Pyeongchang feierte er zum Beispiel mit der gleichen Jubel-Geste wie Übersprinter Usain Bolt. Danach forderte er den Jamaikaner sogar zum Duell: «100 Meter, du gegen mich. Du in Laufschuhen, ich auf Ski.» Leider ist es zum Kräftemessen noch nicht gekommen.
Familie als Grundstein für Erfolg
Auf der Zielgerade dreht sich Kläbo schon mal leicht überheblich um, um nach seinen Gegnern zu schauen, wo die denn bleiben. In Lillehammer ging das dieses Jahr aber auch schon in die Hosen, als er noch vom Russen Bolschunow übersprintet wurde.
Bei all dem wirkt Kläbo aber weniger arrogant als Northug. Man findet bei ihm auch keine Eskapaden. Dafür ist er zu wohl behütet. Denn es ist die Familie, die Kläbo an die Weltspitze geführt hat. Im Alter von zwei Jahren erhielt er sein erstes Paar Ski. Gemanagt wird Kläbo von seinem Vater Haakon und sein jüngerer Bruder Ola (17), der ebenfalls Langläufer ist, kümmert sich um die Social-Media-Auftritte.
Und das wichtigste: Sein Grossvater Kare ist auch mit 75 Jahren noch sein Coach. Er hat seinen Schützling zu diesem alle überragenden Techniker gemacht.
«Er spielt die wichtigste Rolle bei meinen Plänen», sagte Johannes einst im Interview mit ZDF. «Er ist schon mit mir unterwegs, seit ich fünf Jahre alt bin. Und ich hoffe, er wird mich noch lange trainieren!»