Dario Cologna schwitzt bei fast 10 Grad. Eigentlich liegt noch kein Schnee in Davos. Und trotzdem kann der Langlauf-Star bereits jetzt quasi vor der eigenen Haustüre auf die Loipe. 100 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Pyeongchang liegt ein weisser Teppich bereit.
«Zwar ist es schöner, zu laufen, wenn es links und rechts weiss ist», sagt der 31-Jährige. «Aber diese Möglichkeit ist sehr wertvoll. Wir können das ganze Sommertraining direkt auf Schnee umsetzen.»
Möglich ist das wegen des sogenannten Snowfarming. 20'000 Kubikmeter Schnee wurde übersommert. Produziert wurde dieser im letzten Winter mit Schneekanonen. Danach wurde der Schneeberg mit einer 40 Zentimeter dicken Schicht Sägemehl bedeckt, um das Schmelzen zu verhindern. Innert knapp drei Wochen entstand nun eine 4 km lange Loipe.
Nicht nur Cologna trainiert hier. Auch Hobbysportler und die Teams aus Deutschland, Italien und Frankreich feilen darauf an ihrer Form. Bei Cologna stimmt diese. «Ich bin zufrieden mit der Vorbereitung, konnte gute Leistungen zeigen. Ab jetzt kommts aber darauf an, das auch auf dem Schnee umzusetzen.»
Für den Feinschliff hat er noch 100 Tage Zeit. Doch ist es möglich, dass Dario gar nicht in Form sein muss? Dass er wegen der politischen Lage auf die Südkorea-Spiele verzichtet? Immerhin liegt Pyeongchang nur 80 km von der nordkoreanischen Grenze entfernt, und in den letzten Monaten drohte die Krise zwischen Nordkorea und den USA zu eskalieren.
«Das gefällt mir natürlich nicht», sagt Cologna zum Säbelrasseln zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump. «Ich hoffe, dass sich die Lage beruhigt.»
Nicht, dass sich der Münstertaler grossartig Sorgen macht. Doch sollte sich die Lage zuspitzen, würde Cologna nicht um jeden Preis an den Spielen teilnehmen.
Cologna erklärt: «Wenn die Sicherheit nicht gewährleistet ist respektive Swiss Olympic oder das EDA die Situation so einschätzt, dass sie eine Reise nach Südkorea nicht empfehlen, dann wäre ein Verzicht meinerseits sehr wahrscheinlich.»
Kaum anzunehmen, dass es dazu kommen wird. Umso wichtiger, dass Cologna auf dem weissen Davoser Teppich Vollgas gibt.